Je Älter desto besser?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 4. Dezember 2006 um 12 Uhr 46 Minuten

 

In diesen Tagen hat eines der Institute der Arbeitsagentur erklären lassen [1] wie wichtig und bedeutsam doch gerade die älteren Arbeitnehmer im Beruf sein könnten.

In der Nachverfolgung des Themas finden sich u.a. eine "Case Studies" der Firma microTEC aus dem Land Rheinland-Pfalz , die - 2003 verfasst - mit der folgenden verallgemeinernden Argumentation schliessen:

Vorurteile gegen Ältere Dagegen spricht...
Ältere Arbeitnehmer leisten geistig weniger. Älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern fällt es durch ihre Erfahrung leichter, mit komplexen Sachverhalten
umzugehen. Sie sind in schwierigen Situationen abgeklärter
und können Rückschläge produktiver verarbeiten.
Ältere Arbeitnehmer leisten körperlich weniger. Der altersbedingte Abbau körperlicher Leistungsfähigkeit spielt aufgrund moderner Produktionsmethoden und eines
hohen Dienstleistungsanteils in Unternehmen eine immer geringere Rolle.
Ältere Arbeitnehmer sind weniger flexibel. Ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind genauso flexibel wie ihre jüngeren Kollegen. Im Laufe ihres Berufslebens haben sie oftmals Erfahrungen in verschiedenen Betriebsbereichen gesammelt und somit gelernt, sich
immer wieder wechselnden Anforderungen zu stellen.
Ältere sind nicht bereit zu lernen. Grundsätzlich gilt: Es ist eher eine Frage der Persönlichkeitsstruktur, der
Berufsbiografie und der Motivationslage, als eine Frage des biologischen Alters, in welchem Maße sich ein Arbeitnehmer als lernbereit und lernfähig erweist. Was sich jedoch mit dem Lebensalter ändert, ist die Art und Weise, wie gelernt wird.
Ältere Arbeitnehmer sind häufiger krank. Tatsächlich sind ältere Arbeitnehmer im Vergleich zu jüngeren Beschäftigten
seltener krank. Wenn ältere Mitarbeiter jedoch krankheitsbedingt ausfallen, gilt dies in Einzelfällen für einen längeren Zeitraum.
Ältere Arbeitnehmer sind teurer. Die Kostenbetrachtung hat ohne eine Berücksichtigung des Nutzens, den
das Erfahrungswissen für das Unternehmen bringt, keinen Aussagewert. Darüber hinaus akzeptieren Ältere oft niedrigere Einstiegslöhne, wenn sie dadurch wieder eine neue Beschäftigung finden. Zudem gibt es finanzielle
Eingliederungshilfen von staatlicher Seite.

Dem gegenübergestellt sei ein Auszug aus der Arbeit von Text von Gereon Stock und Heinz Kolz aus der Ausgabe 10/2005 des PERSONALmagazins in der die aktuellen Aufgaben in Bezug auf älterne Arbeitnehmer wie folgt zusammengefasst werden:

Umgang mit älteren Arbeitnehmern verbessern

Fürsorgliche „Rundumversorgung“ für ältere Arbeitnehmer würde sie zu Hilfsbedürftigen
machen und die Vorurteile weiter kultivieren. Eine zukunftsgerichtete Personalpolitik
muss vielmehr darauf ausgerichtet sein, die Voraussetzungen für Engagement
und Leistung unabhängig vom Alter zu schaffen.

Defizite älterer Arbeitnehmer Personalpolitik
Geänderte Lern- und Denkstrukturen
im Alter
Altersgerechte Lernformen (Ältere lernen
besser Zusammenhänge als Details;
Kreativität, Improvisation und Kombinieren
sind stärker ausgeprägt)
Neu Erlerntes wird wenig angewendet
und schnell vergessen
Gezielte Unterstützung: Selbstlernen anhand von Beobachten und Ausprobieren
Neue Entwicklungen werden nicht erkannt oder nicht aufgegriffen Erfahrungsgeleitete Einsicht in die Notwendigkeit der Veränderung - einbeziehen
Betroffener bei Entscheidungen
Mangelnde Flexibilität und Anpassungsfähigkeit Gestaltung der beruflichen Entwicklung
mit abwechslungsreichen Tätigkeiten und
altersgerechten Herausforderungen
Ältere Mitarbeiter haben den Qualifikationsanschluss
verpasst (zum Beispiel
moderne Kommunikationsmittel und neue
Technologien)
Gezielte Weiterbildung in diesen Bereichen
unter Berücksichtigung der altersspezifischen
Fähigkeiten und Kenntnisse (zum
Beispiel PC-Kurse für ältere Mitarbeiter)
Rückgang der Motivation im Alter (aufgrund
der langen Erwerbszeit und der
Monotonie im Job)
Neue Perspektiven entwickeln: Zielvereinbarungen, Leistungsanreize,
Karrieren als Spezialist
Abbau körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit Gezielte Präventionsmaßnahmen für körperliche und geistige Fitness - gegebenenfalls gezielte Betreuung

Nachtrag:

Am Samstag, den 2. Dezember 2006 wird auf der Webseite der Bundesregierung.de ein Video-Podcast mit einem Text der Bundeskanzlerin zu den Chancen älterer Arbeitnehmer veröffentlicht.

Anmerkungen

[1der Versuch, im Dschungel dieser Institutionen, auch im Internet, durchzusteigen, misslang. Daher werden hier Texte ohne "Ross und Reiter" zitiert, die im Rahmen dieser Streifzüge aufgefallen sind, aber nicht mehr eindeutig zugeordnet werden. Ärgerlich ist vor allem, dass viele der in den Texten zitierten Adressen wie zum Beispiel www.arbeitsamt.de/laa_rps oder www.arbeitsamt.de/aeltere keine Gültigkeit mehr haben und auch nicht auf die ggf. existierenden neuen Positionen verlinkt wurden.

Es fällt schwer nachzuvollziehen, wie Forderung gegenüber den "Alten" aufgestellt werden können, sich in den aktuellen Transformationsprozessen flexibel zu verhalten, wenn es nicht einmal im Hause selbst gelingt die Migration vom Arbeits-Amt zur Arbeits-Agentur als einen produktiven Prozess nach Aussen deutlich werden zu lassen.


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