Zunächst eine kurzer Auszug aus der elektronischen Ankündigung des berliner Medien Dialogs vom Montag den 20. Februar 2006 ab 18.30 Uhr im "stilwerk"-Forum in lichter Höhe: in Höhe der Kantstrasse 17, in 10623 Berlin - wenige Gehminuten von unserem Büro entfernt.

Angekündigt war: "Prof. Peter Kabel, Geschäftsführer Jung von Matt / next GmbH"
Thema des Abends: "Die Widergeburt der Seifenoper - Der Kampf der Marken um Aufmerksamkeit."
Dass hier irrtümlicherweise nicht von einer "Wiedergeburt" sondern von einer "Widergeburt" die Rede war, soll nicht kritisiert, sondern vielmehr als eine "Zeichen des Himmels" für die an diesem Abend vorgeführte "Wiedergeburt des Peter Kabel" gewertet werden.

Denn anstatt sich an den eigenen Erinnerungen aus alten Multi-Media-Tagen festzuhalten, wird genau das vorweggenommen, was dann im Vortrag anhand des Beispiels einer Abiturientin beschreiben wird, die in ihrem Google-Profil so gut abschneidet, dass sich keine Mann mehr an sie herantraut [1]: sein Name wird "durchgegoogelt".
Die ersten fünf Einträge in Hitliste sind:
– Ein Blog von DonDahlman auf hoeflichepaparazzi
– Ein Eintrag von der von uns abonierten
NETZEITUNG
vom 20. Januar 2005
– Ein Eintrag zum gleichen Thema aus der - von uns nicht abonierten -
WELT
vom 21. Januar 2005
– Ein Blog der auf dieses Thema Bezug nimmt und mit einer Vielzahl von Leserzuschriften angereichert wurde:
www.shesaiddestroy.org/
– Ein "Themenspecial"-Eintrag aus dem
medienhandbuch.de
– Und ein "Sichtungsdetail" aus einem elektronischen Gazette, die wir hiermit wohl das erste und das letzte Mal geöffnet haben:
promisichtung.de
– Dann doch lieber die auf Postition 7 befindliche Vita als Zitat aus den Referentenunterlagen des 17. Medienforums in NRW vom Juli 2005 [2]
Der Punkt, der aus der Sicht des Langzeitbeobachters interessiert ist ein ganz anderer:

Im Verlauf der Vortrages wurde deutlich, wie sehr sich die Agentur mit der Tatsache auseinander setzen muss, dass heute in kürzester Zeit neue Marken entstehen können, die sich ohne einen Cent, einen Centime oder was auch immer für einen Groschen an Aufwendungen einen Namen haben machen können. Ohne jeglichen Werbeaufwand. Siehe: GOOGLE und viele andere mehr.
Welche Herausforderungen stellen sich damit, und welche Antworten werden daraufhin entwickelt?

Die aus eigener Sicht interessante Frage kam aber an diesem Abend nicht zur Sprache: wie verhalten sich der Ansatz eines Multi-Media-Marketings und eines Viralen-Marketing-Konzeptes zu einander? Sind diese nicht gerade die am meisten entgegengesetzen Enden von eigentlich recht naheliegenden Polen?
Im multi-medialen Umfeld wurden erstmals die Voraussetzungen geschaffen, dass Wahrnehmung im technischen Zeitalter sich einer nicht-technisch wirkenden Vermittlungsform bedienen konnte.
Und jetzt sind es zunehmend die anzusprechenden potenziellen Kunden und Consumer selber, die sich dieser multimedialen Mittel bedienen, um ihre Sicht der Dinge einer öffentlichen Rezeption preiszugeben.

Sich preisgeben: zu welchem Preis: Die Möglichkeit, heute allzeit und jederzeit selber Konsument und Kommunikator zu werden, bedeutet sie nicht zugleich auch ein Ausgesetztsein gegenüber all den neuen Versuchungen einer personalisierten auf elektronischem Wege infiltrierten Kampagne, die nicht länger nur nur von dem Impetus des Werbetreibenden lebt sondern vor allem aufgeladen wird durch all die anderen inter-aktiven Mit-Täterinnen und -Täter?
Die virtuellen Bande des Das-hat-mir-gefallen-und-soll-auch-Dir-gefallen ist ein Netzwerk von Interessen und Bindungen, das allenfalls den Gesetzen der Fuzzy-Logic gehört, aber - so hat es den Anschein - nicht mehr den herkömmlichen Gesetzen des Marktes.
Interessant ist aber nun, und das hat Peter richtig beschrieben, dass damit diese Marktgesetze nicht etwa ausser Kraft gesetzt, sondern vielmehr auf neue Art und Weise zur Geltung gebracht werden.
Interessant war dabei vor allem, dass wir an den vorgetragenen Beispielen zunächst einmal die Wirkung erkennen und nicht mehr so sehr das Wesen - geschweige denn: das Wesentliche.

Diesem Hype auf den Grund zu gehen und die Wirkungsmechanismen zu ergründen, das wäre eine Aufgabe für den Herrn Professor Kabel. Aber es ist Vorsicht geboten: wenn erst einmal der Verstand einen mitwissen lässt, dann wird die Kraft diese Geheimnis urplötzlich auch wieder verlöschen mögen, dann wird es vielleicht nicht mehr möglich sein, diese "geheimen" Kräfte des sogenannten "viralen" zur Geltung zu bringen.

Am besten also sollte man, bevor auch all diese Kommunikationskanäle verstopft sind, sich einmal mehr neuen Strategien zuwenden, in einer alsbald vollständig fraktalisierten Welt, immer und immer wieder auf der Suche nach alter und neuer Kundschaft: und ihren potenziellen Konsumenten.

WS.