DB: Mit der Schaltergebühr in die Schranken verwiesen

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 21 Uhr 33 Minuten

 

Auf wen bitte ist denn heute noch Verlass? Was gilt noch die Ankündigung einer Unternehmensführung?

Während sich die Züge der Bahn mehr und mehr verspäten gibt ihr Chef immer früher auf: erst war es der Umzug nach Hamburg der allzu schnell ins Wasser gefallen war, jetzt ist es der Rückzug von dem Konzept einer Schaltergebühr: zwei Euro fünfzig hätte sie ab dem 14. Dezember kosten sollen - pro Strecke.

Und jetzt, jetzt wird nach und nach auch diese Position abgebaut, die Bastion wankte schon in den letzten Tagen und jetzt ist alles nur noch der Schnee von gestern, in Deutschland, kurz vor dem Herbst des Jahres 2008.

Schade eigentlich: Bis vor kurzem hätte man sich ja noch an den Privilegien für Internetmuffel festhalten können: einer Behinderung etwa. Aber selbst hier ist ja schon in den letzten Tagen der Kreis der Privilegierten von 70% und zuletzt "nur noch" 50% Behinderung erweitert worden - oder ein fortgeschrittenes Alter, das man sich im Alter von "60 plus" mittels einer "BahnCard Senior" hätte versilbern lassen können. Wo ist sie denn, die Alternative zu der immer mehr anwachsenden Gruppe der "Silver-Server"? Wo sind sie denn, die nicht (nur) surfen wollen, sondern Service vor Ort.

Jetzt aber soll all das nichts anderes gewesen sein als ein Sturm im Wasserglas? Warum hat man denn noch vor diesem avisierten Dezember-Termin zwei Gipfeltermine ausrufen lassen: einen für die Bildung in Dresden und einen für die ITK, die Informations- und Tele-Kommunikations-Technologie in Darmstadt? Zu beiden hätte man sich doch noch getrost die Tickets am Schalter ohne Aufschlag kaufen können, um so vor Ort sicherzustellen, dass aus dieser Ankündigung auch wirklich ein Erfolg wird.

— Auf dem Bildungsgipfel hätte man vorschlagen können, dass in all jenen Fällen auf einen Aufschlag verzichtet wird, in denen - zum Wohl und Schutz der deutschen Sprache - man nicht nach einem "Ticket" sondern nach einer Fahrkarte gefragt hätte.

— Auf dem ITK-Gipfel hätte man vorschlagen können, dass nach dem Projekt "Schulen ans Netz" nun auch die Bahnkunden nicht nur auf das elektrifizierte Schienennetz, sondern auch "EDV-mässig" aufs Abstellgleis hätten verschoben werden sollen.

Aber nichts davon: Da machen gerade mal zwei Minister von sich reden - der eine für den Verkehr und der andere für den Verbraucherschutz zuständig - und schon bricht so ein Bahn-Vorstand ein. Geht das wirklich alles noch mit rechten Dingen zu?

Warum denn das bitte, bei so viel Bundesbeteiligung: Hätte sich da nicht auch ein Ministerin für Bildung und Forschung "pro Bahn" einschalten können und ein Minister der angeblich für Wirtschaft und Technologie zuständig ist?

Aber nein, die Chance wurde vertan. Dabei hätte man doch jetzt endlich und nachhaltig den Beweis erbringen können, dass man wirklich "reif für die Börse" sei - und damit auch für die Geldbörse der Bahnkunden.

WS.


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