Dieser Text wurde bereits vor längerer Zeit als Entwurf auf die Ausschreibung zur Teilnahme und Teilhabe an der transmediale 2012 verfasst, die sich auch dem Thema "25 years of transmediale" annehmen will [1].
Er wird jetzt erstmals öffentlich aus Anlass der Tagung reSource in/compatible Research vom 16. bis 18. November 2011 zur Diskussion gestellt.
Auch wenn diese Veranstaltung vom 31. Januar bis zum 5. Februar 2012 im Haus der Kulturen der Welt als die sogenannte tm.12 bekannt gemacht wird: Es ist das 25. Jahr einer Veranstaltungsreihe, die im Jahr 1988 als das sogenannte VideoFilmFest aus der Taufe gehoben worden war. [2]
Dass aus einem solchen Anlass - einmal mehr - der "Vergangenheit & Zukunft" - Modus aktiviert wird, ist naheliegend. Aber auch ganz besonders schwierig - wie reizvoll: denn am Anfange waren der Film - und die analoge Welt. Und heute sind das Internet - und die digitale Welt.
Und dass man sich mit dem Thema "Zukunft" beschäftigen wird, ist dem Profil dieser Veranstaltung inhärent: Gesucht werden wird, was ES sein könnte, das jenseits dieses Transitionsprozesses ansetzt. Wir werden alle wie Scouts danach Ausschau halten, was jenseits dieses Paradigmenwechsels die neuen Werte und Wertmassstäbe sein könnten. Und was sich gar in Formen zu präsentieren traut, die wir dann sogar wieder ganz unmittelbar als "Kunst" werden wahrnehmen können.
1988, das war das Jahr jener Zeit, in der in Baden-Württemberg darüber nachgedacht wurde, der entstehenden Video-Kunst eine neue Heimat zu geben.
Zu jenem Zeitpunkt selbst als einer der Kandidaten für die Geschäftsführung im Gespräch - und in der Anhörung - galt es damals schon, Position zu beziehen. Und dann in Berlin zum Leben zu erwecken, was unter anderen Voraussetzungen auch in Karlsruhe an den Start gehen sollte.
An beiden Standorten ist mit sehr unterschiedlichen Profilen an diesen Themen gearbeitet und geforscht worden. Und immer wieder wurde versucht, das oft noch Unsagbare schon mit den Mitteln der Kunst im Vorfeld einer neuen Wahrnehmung zur Sprache zu bringen.
Das war - und das ist - gut so.
Peter Weibel, der sich anno 1968 auf der Kärntnerstrasse im 1. Wiener Bezirk von Valie Export auf offener Strasse als Hund Gassi führen liess, ist heute noch in Karlsruhe - und rund um die Welt - tätig.
Mickey Kwella ist tot. Und in diesem Jahr tritt der dritte Festivalleiter seine Nachfolge an - und die seiner beiden Vorgänger.
Was läge also näher, diese Zeit nochmals in Erinnerung zu rufen - nicht so sehr als Wehklage über den Verlust des Analogen - oder vielleicht doch? - sondern als Werkstattbericht über die Herausforderungen eines cultural change managements in dieser Zeit. [3]
Dazu zwei Vorschläge für zwei öffentliche Foren, die jeweils zu Beginn und am Ende der nächsten transmediale durchgeführt werden könnten - wobei die nachfolgend genannten Personen bislang weder angefragt wurden noch selber mit einem solchen Vorschlag öffentlich aufgetreten sind [4]:
Der Blick zurück: in eine andere Zeit.
— Hartmut Horst [5] und/oder:
— Christoph Terhechte [6]
und/oder:
— Ulrich und Erika Gregor [7]
— Andreas Broeckmann [8]
— Stephen Kovats [9]
— Kristoffer Gansing [10]
Der Blick nach vorn: in eine Zeit jenseits der Zeit
Wenn es stimmt, dass mit der Digitalisierung die traditionellen Kontinuitäten und Bezüge mehr und mehr aufgelöst werden, ja, dass die Dynamik der Entwicklung der Digitalisierung schon eine permanente Wiederherstellung des von der Zeit Überholten erfordert [11], dann wäre es doch spannend, mit jenen Persönlichkeiten zu reden, die für die Re:Präsentation und Fortentwicklung dieser Prozesse eine wichtige Aufgabe übernommen haben, also
— der hier bereits mit seinem Standort Karlsruhe zitierte Peter Weibel
— der von Linz aus in die ganze Welt wirkende Gerfried Stocker [12]
— der in München und TelAviv die digitale Welt versammelnde Hubert Burda.
In der Zeit vom 16. - 18. November 2011 werden in Zusammenarbeit mit dem Vilém Flusser Archiv an der Universität der Künste in Berlin ein Workshop und eine Konferenz unter dem Titel reSource in/compatible Research durchgeführt, die laut Ankündigung ausschliesslich einem internationalen Kreis von Doktoranden vorbehalten ist.
Aber vielleicht ist das dennoch eine guter Anlass, in diesen Tagen am Rande dieser Veranstaltung über das Thema "tm *25" nochmals nachzudenken, nach Vorschlägen zu fragen und zu einem Konzept zu kommen.