Transmediale 04 Award Ceremony

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 18. Februar 2004 um 10 Uhr 11 Minuten

 

Preisverleihungen sind zumeist für die Kandidaten spannender als für das Publikum.
Wenn das Publikum dennoch erscheint, dann will es teilhaben an diese Spannung.
Wie daber lässt sich diese Partizipation erzeugen?

Wer diese Veranstaltung schon über eine Reihe von Jahren miterlebt hat, weiß, dass dieses die Archillesferse des ganzen Unternehmens ist - und offensichtlich auch geblieben ist.

Wohlwissend, wie schwer das selbst für geübte profilierte Persönlichkeiten sein kann, fast ganz alleine vor einem großen Zuschauerraum auf einer großen hell erleuchteten Bühne zu stehen, werden hier an dieser Stelle weder Vorwürfe gemacht noch Zensuren erteilt.

Aber einige wenige Beobachtungen seien mitgeteilt:

  Warum fällt es einer Jury so schwer, wirklich dem Publikum ihr Entscheidung nahe zu bringen? Die vorgebrachten und oft wohlüberlegten Formulierungen machen für sich selber sicher Sinn und unterstreichen die Seriosität und die Qualifikation der Juroren. Dennoch wirken sie oft vom Resultat her eher wie eine Ausgrenzung des Publikums, denn als eine Einladung, diesen Diskussionsprozess nachzuvollziehen
  Warum wirkt es immer eher peinlich, einer Gewinnerin, einem Gewinner zuzusehen und zuzuhören? Dabei sind wir im Publikum bereit ihnen alles zu verzeihen: jedes Stottern, jedes Stolpern. Weil sie von den Veranstaltern auf ihrem „Weg zum Ruhm" auch ziemlich allein gelassen werden. Am besten kommt das noch das Statement eines der Gewinner an, der sagt, dass er es eigentlich gewohnt sein, mit seinen Arbeiten zu den Menschen zu sprechen und nicht vermittels des Mikrophons.
  Warum werden die Arbeiten der Gewinner nicht oder nicht in einer adäquaten Umgebung gezeigt? In dem einen Fall, wo dieses versucht wurde, waren die „Aufführungsbediungen" der Qualität des Gezeigten absolut nicht angemessen
  Warum besteht der transmediale trailer - einst ein eigenes kleines Kunstwerk im Wettbewerb mit den eingeladenen Arbeiten - heute fast ausschließlich in einer mehr oder minder geschickt inszenierten Auflistung der eingeworbenen Sponsoren und Förderer?
 Warum war der Besuch der transmediale-Ausstellung selbst für die zur Verleihungszeremonie eingeladenen Gäste kostenpflichtig?

Vielleicht sollten wir, die wir noch mit dem Gründer und Leiter des Festivals zusammengearbeitet haben, mit Beginn der institutionellen nationalen Förderung einen eigenen Award stiften: den Micky Kwella Award ?!


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