Wer suchet, der findet?!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 28. Juni 2015 um 18 Uhr 55 Minuten

 

"Also echt, dass Du für so was Zeit hast..." so einer der für diesen Tag auf das Podium Geladenen an den Autor, der dennoch zumindest einen Teil des Vormittags an der Veranstaltung Suchen - Finden - Navigieren teilgenommen hat. [1] Und das durchaus mit Gewinn.

Der Vormittag dieses Tages war wie folgt angezeigt worden:

10:30 Uhr Begrüßung

 Claus Grewenig, Geschäftsführer VPRT
 Thomas Fuchs, Koordinator Fachausschuss 2 – Netze, Technik, Konvergenz, die medienanstalten
 Wolfgang Elsässer, Vorstandsvorsitzender Deutsche TV-Plattform

10:45 Uhr Smarte Geräte – Smarte Nutzung?
Aktuelle Trends zu Medienkonsum und Consumer Electronics
 Alexander Dehmel, Senior Marketing Consultant, GfK Retail and Technology

11:15 Uhr Live und in Farbe
Praktische Demonstration: Bekannte und neue Konstellationen bei der Nutzernavigation und Auffindbarkeit von Bewegtbildangeboten bei internetfähigen Empfangsgeräten
— Listung
— Benutzeroberflächen
— Empfehlungen
Moderation: Sebastian Artymiak, VPRT

Bis zum Abend dieses Tages sind noch keine weiteren Aktualisierungen vorgenommen, noch keine Presse-Erklärungen eingestellt, noch keine Datensätze aus den Vorträgen bereitgestellt worden, so dass diese noch Zug um Zug in diesem Text nachgeliefert werden mögen. [2]

Stattdessen an dieser Stelle nachfolgend einige Beobachtungen, die die Chance haben, über diesen Tag hinaus an-gemerkt zu werden:

 Egal welches Thema: Es ist und bleibt eigentlich immer das gleiche "Spiel". Wie immer gibt es einen Grossteil der Anwesenden, die sich untereinander bereits kennen. Und viele davon sind Personen, die sich auch mit den vorgestellten Themen - eigentlich - schon ganz gut auskennen.

 Und auch daran hat sich nicht viel geändert: Es gibt die grosse Schar neugieriger Fachbesucher, die tatsächlich wegen des Themas da sind und auch einige Multiplikatoren. Und dann gibt es die leitenden - nach wie vor ausschliesslich männlichen - Köpfe der Branche, die sich vor und nach ihren Auftritten alsbald wieder ihren eigenen Telefonen zuwendeten, oder anderen Ihresgleichen.

 Auf die Frage der Moderatorin, wer von den Anwesenden nicht nur vom fachlichen Interesse gesteuert sei, sondern auch auf eigene Erfahrungen mit einem ans Internet angeschlossenen Fernseher rekurrieren könne, meldete sich im Saal eine absolute Stimmenmehrheit per Handzeichen. Und die Hälfte von diesen gab auf eine weitere Nachfrage an, sich auch schon einmal einer individualisierten Empfehlung folgend ein auf diesem Wege vorgeschlagenes Programm angeschaut zu haben.

 Umso interessanter zu sehen, wie sehr sich das Publikum vor allem an der praktischen Demonstration der aktuellen Möglichkeiten erfreut hat. Und sei es "nur", um das eigene Konsumverhalten an den vorgeführten Möglichkeiten zu überprüfen, mit denen in Beziehung zu setzen, ggf. auch zu überdenken. Hier kam der "Ernstfall" und das Moment der "Spielwiese" in einem sich gegenseitig befruchtenden Wechselspiel zusammen. Der Wettbewerb der Systeme und der dennoch gemeinsame Versucht, das Thema "Smart-TV" weiter voranzubringen.

 Ja: Das Thema des Bedienkomforts spielt immer noch eine Rolle. Nein: die Fernbedienung ist immer noch durch keine andere Technologie ersetzt worden flächendeckend ersetzt worden. Auch wenn von allen beteuert wird, man habe bisherige Nutzererfahrungen in die neuen Bedienkonzepte mit einfliessen lassen - und sogar ganz bewusst einige Komfortfunktionen zunächst unter den Tisch fallen lassen, damit diese neuen schöne Fernsehwelt nicht allzu sehr durch ihre noch weiter gestiegene Komplexität erschrickt.

 Jetzt wird es auch dem Letzen klar geworden sein, dass jetzt alle Fernseher multi-task-fähig sind oder sein werden. Die wesentliche Neuerung dieser neuen Entwicklung wird aber auf dieser IFA erstmals deutlich werden, dass nämlich ab nun auch jegliche TV-Angeboten und jene aus der APP-Welt nicht mehr länger in Konkurrenz stehen, sondern sich einander ergänzen. Und mehr noch, von Benutzerseite auf dem Bildschirm gar nicht mehr als wirklich unterschiedliche Quellen zu erkennen sein werden.

 Und das bedeutet, dass ein TV-Hersteller in Zukunft auch Gatekeeper, ein Gateway-Manager , ein Gendersetter und vieles Andere mehr sein wird, wenn er es nicht schon längst geworden ist. Eine Herausforderung, die noch mehr Lebenszeit kosten wird, während sich die Lebenszeit der Geräte zugleich verkürzen wird. Denn, so wurde durch eine Nachfrage aus dem Publikum deutlich, eine fundamentale Änderungen eines Übertragungsprotokolls, einer neuen Softwareversion und vieles Andere mehr können dazu führen, dass das Gerät nicht mehr einsatzfähig sein wird, obwohl es von der Hardware noch die Voraussetzungen erfüllen würde.

 Auch diese Publikumsfrage gab Anlass zum Nachdenken: ob es denn wirklich möglich sei, all diese Features, Möglichkeiten und vor allem ihr Vergleich zwischen verschiedenen Marken mit verschiedenen Betriebssystemen - von Android bis Web-OS - auch an einem Point-of-Sale durchführen zu können? Und obwohl jeder im Raum wusste, dass die einzig wahren Antwort ein klares "Nein" hätte sein müssen, wurde tapfer argumentiert, dass man sich sehr im Bereich der Fachhändlerschulung engagieren würden (und was dergleichen mehr dort an wohlklingenden Argumenten vorgetragen wurde...)

 Dann ist immer noch die Haltung jenes Menschen lieber, der in Interessenvertretung TIVO schlicht und einfach behauptete, das man, einmal zuhause angekommen, eigentlich eh’ nicht wisse, was man sehen wolle - und das sie - bei TIVO - das aber schon wüssten, und das mit einer Trefferquote von mehr als 90%. Dabei mag dahingestellt bleiben, dass es sich hier um einen noch sehr stark vom US-Markt her eingefärbten Ansatz gehandelt hat, dennoch bleibt festzuhalten, dass sich auch all die anderen vorgestellten Produkte und Marken, vom Fire-USB-Stick bis hin zu den Geräten der Anbieter LG, Philips und Samsung dem Thema des Empfehlungsmarketings verschrieben haben.

 Und wenn es möglich wäre, am Schluss dieses Erlebnisses noch eine eigene Empfehlung abzugeben, dann in Form einer Frage, die da lautet, warum es bei einer Veranstaltung wie der der Deutschen TV-Plattform nicht einen einzigen deutschen Hersteller gegeben hat, der zu dieser Demo hätte eingeladen werden können? Oder aber Loewe ist gefragt worden und hat gekniffen? Wir wissen es nicht - noch nicht...


PS.

Es gibt viele Aussagen und Untersuchungen darüber, in welch starkem Masse "Der Fernseher" - vornehmlich von alten Menschen - als Gegenmittel gegen die Einsamkeit eingesetzt wird.

Was aber passiert, wenn der mit dem Internet vernetzte Fernseher auch die durch ihre Einsamkeit Gefährdeten noch stärker in seinen Bann zieht? Wächst damit deren Möglichkeit, über die sogenannten "sozialen" Netzwerke wieder mehr Anschluss - und sei es auch "nur" zu zunächst virtuellen " Gemeinschaften - zu finden?
Oder wird dadurch die Tendenz zur Isolierung sogar noch verstärkt, in dem diese neuen virtuellen Bezüge für "real" genommen werden?

Kurz und knapp gefasst würde die Frage lauten: könnte sich das "Smart"-TV zu jenem stationären elektronischen Lebensgefährten entwickeln, zum dem es das "Smart"-Phone im mobilen Bereich für die Jüngeren bereits längst geworden ist?

Anmerkungen

[1Wer nochmals Einsicht in das gesamt Programm haben möchte, kann sich dieses PDF als Link anschauen, auch wenn es zum Zeitpunkt der Veranstaltung nicht vollständig aktualisiert war.

[2Ahhh... am Folgetag war dann doch eine erste Zusammenstellung nachzulesen

zusammen mit einem Verweis auf eine noch folgende Videodukumentation auf www.alex-berlin.de. Die Namen der sogenannten Experten, konkret, der Firmenvertreter, die ihre jeweiligen Anwendungen vorgestellt haben, bleiben aber weiterhin ungenannt. Auch die Fotos von der Veranstaltung waren - zumindest auf der Seite der Medienanstalten - noch nicht zu finden.


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