tm: ANGST - vor der eigenen Courage?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 9. Februar 2016 um 13 Uhr 12 Minutenzum Post-Scriptum

 

Die Themen der diesjährigen transmediale-"stream" sind überschreiben mit:
 Anxious to Act
 Anxious to Make
 Anxious to Share
 Anxious to Secure
und können über die hier vorgestellten Links auch eigenständig - in deutsche wie in englischer Sprache - eingesehen werden.

Der Versuch, diese Präsentationen online zu verfolgen und erst an der Abendveranstaltung persönlich teilzunehmen, gelingt nur zum Teil. Die Seiten:
 Anxious to Make
 Anxious to Share
 Anxious to Secure
lassen sich am Rechner alle nicht öffnen, weil es offensichtlich fälschlicherweise die Annahme gab, dass all diese Veranstaltungen gestreamt werden würden. So beziehen wir uns ausschliesslich auf jene Veranstaltungen, die auch live im Netz mitverfolgt werden konnten - und hoffentlich auch im Nachgang nochmals oder auch erstmals wahrgenommen werden können.

(Re)Positioning Maker Culture

v.l.n.r.: Juha Huuskonen (Moderator),Tuomo Tammenpää

rechts von den beiden: Jocelyn Bailey, Kate Rich

Tuomo Tammenpää macht darauf aufmerksam, dass in der neuen Online-Welt, die Dinge nicht fertig sein müssen, wenn sie "gelauncht" werden; im Gegensatz zu einer Platte, wenn sie gepresst wird oder ein Buch, wenn es in Druck geht. Und kommt schliesslich zu der Erklärung: "Yes: You are a maker, if you make fire ... or love".

Jocelyn Bailey berichtet über Initiativen: "to do something good" - ein Thema, ja, ein Leitmotiv, das sich, wenn es so weiter geht, durch die ganze Reihe der Gespräche wie ein roter Faden ziehen könnte.

Juha Huuskonen berichtet darüber, dass in der Schule jetzt auch "coding" gelehrt wird, aber das sei zu wenig "joyfull" und zu viel schwere Mathematik.

Kate Rich: Auch hier nur ein Satz, der für sich selbst spricht und der, ins Deutsche übersetzt, etwa so lauten würde: "Ich bin frustriert darüber, dass ich immer noch mehr Geld damit verdiene, über meine Arbeit und Projekte zu reden, als mit meinen Projekten selber."

So weit, so "gut"?

Theresa Züger "Anxious to Secure") bemüht sich am Ende zumindest um eine Zusammenfassung. Sie beschreibt nochmals die vorgetragenen Positionen aus einer finnisch-englischen-Perspektive von "Makern", von "Codern" und von "Hackern" (white, grey, black hat). Und formuliert so was wie ein Ziel: "To do it for the joy and with the spirit to do something different, and to live differently." So wie es eine Person wie Hannah Arendt schon vor Jahr und Tag umzusetzen versucht habe. Mit dieser Haltung, so Theresa, gäbe es auch Möglichkeiten, sich dem Thema der "Angst" zu widersetzen.

Ihre Intervention macht Mut, doch noch weiter zuzuhören, und zu warten, bis dass sich der gesamte Rahmen dieses Gesprächskreises weiter öffnet, auch in seinen interkulturellen Bezügen.

Damit sich das Lese-Publikum selber zumindest ein Hörbild von dieser Veranstaltung machen kann, springen wir sogleich auf den Abend, der gemeinsam mit der Berliner Gazette ausgerichtet wird:

Tacit Futures #1: Building Snowden Archives  [1]
moderated by Krystian Woznicki
with: Andrew Clement, Evan Light, M.C. McGrath, Deborah Natsios & John Young

Zum Ende des Vortrags von Krystian stellt dieser zunächst Deborah Natsios & John Young von CRYPTOME aus New York vor. Und in dem hier auskopierten Auszug diese wiederum die Premiere Ihrer Arbeit (±) False Tallies-the Prisoner’s Dilemma? .

Da aber weder auf der transmediale- noch auf der Berliner-Gazette- noch auf der Voicerepublic-Website auf diese Arbeit verwiesen wird, soll dies an dieser Stelle mit einem embedded code auf die entsprechende Vimeo-plus-Seite geschehen:

preview: (±) False Tallies - the Prisoner’s Dilemma? from Cryptome on Vimeo.

Es ist an dieser Stelle nicht möglich, den gesamten weiteren Diskussionsverlauf dieses Abends noch den des Workshops des folgenden Tages zur Darstellung zu bringen - dies wird in der Sendung FAZIT vom Deutschlandradio Kultur am Samstag, den 6. Februar 2016, geschehen [2].

Das Ganze ist ein Frame-Work in Progress, seit der erstmaligen Veröffentlichung des Snowden-Archivs in Toronto im Juni 2015, worüber im Anschluss an den Film Andrew Clement ausführlich berichtet. Und zur Mitarbeit auffordert. Denn all diese Dokumente müssen auf doppelte Art und Weise lesbar gemacht werden. Zunächst einmal auf einer technischen Eben, so dass sie von einem Endnutzer im Netz geöffnet werden können, aber dann auch auf der inhaltlichen Seite, da viele der Ausdrücke codiert sind und erst noch entschlüsselt werden müssen. So wisse man inzwischen, dass der Terminus Fairbrew für "AT&T" stehe und Stormbrew für "Verizon" - aber das sei erst der Anfang. Immerhin wissen man heute schon sehr genau, welche Firma sich wann auf einen Deal mit der NSA eingelassen habe:

Evan Light spricht anschliessend sehr ausführlich darüber, wie dieses Archivmaterial auch zur Darstellung und Speicherung gebracht werden kann, ohne dafür ständig online sein zu müssen. Sein Vorschlag: Seine Idee: "Get the Fuck-Off-The-Internet" und packe das gesamte Material in eine Snowden-Archive-Box.

Und "M.C" weiht uns ein die Werkstatt seiner Programmier- und Formatierungs-Arbeit, in der er mehr als ein Jahr verbracht hat, um einen öffentlichen und nachvollziehbaren Zugang zu all diesen Dokumenten herzustellen.

Ob, so die Ansage am Ende des Tages, aus dieser "conversation a port to revolte" wird?

P.S.

Als Kontrapunkt zu dieser Fixierung auf dieses "Leitmotiv" der ANGST, hier der Hinweis auf ein Interview mit dem Historiker Fritz Stern von Dieter Kassel am 2. Februar 2016 im "Studio 9" von Deutschlandradio Kultur unter dem Titel "Ein neues Zeitalter der Angst" :

Und als Zweites hier ein Auszug aus einem Deutschlandfunk-Gespräch von Andreas Main mit dem Historiker Volker Reinhardt zum Thema der Angst; aus Anlass des Erscheinens seines neuen Buchs: "Luther – der Ketzer" am 9. Februar 2016:

Anmerkungen

[1"Today, WikiLeaks is building an unprecedented library consisting of millions of leaked documents, thereby advancing a seminal world heritage form. Its immediate prehistory as well as its latest offspring will be investigated in the Tacit Futures dialogues. Participants will explore Cryptome.org, which is widely considered the precursor of digital leaking platforms, and which has been the first organization to start systematically collecting Snowden documents. Moreover the discussion will dive into projects building Snowden archives such as the Snowden Document Search, the Snowden Digital Surveillance Archive, and the Snowden Archive-in-a-Box. Bringing together pioneering archivists of the files leaked by Snowden, this round table is a culturally significant world premiere, aiming to reflect the motivations and challenges experienced by each initiative."

[2Hier ist der Beitrag von Florian Fricke:


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