Blogger aus der Otto Brenner - Sicht

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 25. Juni 2018 um 14 Uhr 27 Minuten

 

Seit heute öffentlich und als OBS-Arbeitsheft 94 als PDF [1] abrufbar: die Otto Brenner Stiftungs-Studie über "Deutschlands Blogger": "Die unterschätzten Journalisten".

Der Anspruch:

Wie und ob sich Journalist*innen und Blogger*innen in ihrem Selbstverständnis unterscheiden, welchen Gruppen sie einen großen Einfluss auf die eigene Arbeit zugestehen, oder wie sie mit PR ­Angeboten und Schleichwerbung umgehen: all das wurde bisher noch nicht vergleichend untersucht.

Und das Ergebnis:

Beide Gruppen sind sich deutlich ähnlicher als es die öffentliche Debatte vermuten lässt. Aber mehr noch: Die Studie stellt erstmals fest, dass die Trennlinie nicht immer zwischen Blogger*innen und „klassischen“ Journalist*innen verläuft. So sind sich etwa Politikjournalist*innen und ­blogger*innen in ihrem Anspruch, kritisch und kontrollierend zu berichten, einander ähnlicher als Politik ­ und Modejournalist*innen. Eine pauschale Trennung nach Format – kritische Blogger*innen hier, unkritische Journalist*innen dort oder umgekehrt – läuft also auch unabhängig vom allgemeinen Wahrheitsgehalt der These an der Realität vorbei.

Diese Studie wird am gleichen Tag in der Sendung "medias res" im Deutschlandfunk in einem Gespräch zwischen Sebastian Wellendorf mit Olaf Hoffjann vorgestellt und auf der Webseite des Senders unter der Überschrift "Blogger und Journalisten. "Ähnlicher als es Journalisten lieb sein darf"" besprochen.

Viele beschreiben diesen Umstand mit Überraschung. Dabei haben die Zeichen der Zeit schon länger auf diesen Umstand verwiesen. Hier als pars pro toto ein Beitrag des freien Journalisten Johannes Fischer für die Internet-Redaktion des Goethe-Instituts vom Januar 2014 zu der Frage: Was Blogger von Journalisten unterscheidet [2].

Interessant sind in diesem Umfeld aber diese darüber hinausgehenden / sich daran anschliessende Fragen:

 Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den Beiträgen eines Journalisten und seinen / ihren privaten Blogs?
Wir hatten diese Frage ja gerade wieder angesichts der Stellungnahmen vieler KollegInnen aus Anlass der AfD-Demo in Berlin in der Diskussion [3].

 Wie sind Angebote wie diese zu verstehen, in denen von privaten Servicegesellschaften unter einer URL wie dieser hier: https://presseausweis-beantragen.com/blogger/ "Presseausweise" angeboten werden?
Und was bedeutet das, wenn sich BloggerInnen um eine Aufnahme in einem der anerkannten Journalistenverbände bemühen?

 Wie ist die Rolle von sogenannten InfluencerInnen in der Blogger-Szene zu verstehen und zu bewerten?
Hätte die hier in dem nachfolgend zitierten CEBIT-Video des Pressesprechers Hartwig von Saß portraitierte Bloggerin Luise Morgen Anspruch auf einen Presseausweis?

Insgesamt ist festzuhalten, dass wir es hier dennoch mit einem nach wie vor ebenso jungen wie interessanten Tätigkeits- /Publikationsumfeld zu tun haben: Als zu Beginn des Jahres 2004 diese Online-Publikation von einem Journalisten als Blog ins Leben gerufen wurde, wusste noch kaum jemand, was überhaupt ein Blog sei.
Und als dann mit der Aufnahme der Tätigkeit auch noch an die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) in Frankfurt/Main das Ansinnen gerichtet wurde, diese Publikation mit einer ISSN-Nummer zu akkreditieren, war dort zunächst grosses Rätselraten angesagt.
Das damals spontan genannte Kriterium für eine positive Bewertung lautete: "... dann müssen Sie aber auch jeden Tag eine Geschichte schreiben..."
Gesagt - getan! Inzwischen ist all das Schnee von gestern. Heute wird diese Ausgabe mit ihrer Anfang 2005 erteilten ISSN-Nummer von der DNB gecrawlt und damit in den Lesesälen in Frankfurt und Leipzig auch über die Lebenszeit des Herausgebers hinaus der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Als ein Zeitdokument, in dem nun schon 15 Jahre lang tagtäglich über ein von diesem ausgesuchten Ereignis Zeugnis abgelegt wird: DaybyDay [4].