Yad Vashem? Auschwitz? Berlin!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 12. Juli 2021 um 19 Uhr 58 Minutenzum Post-Scriptum

 

Kurz vor Weihnachten - und Hannukah - wurde ab dem 19. Dezember 2019 auf der Webseite des Bundespräsidenten diese Ankündigung veröffentlicht:

75 Jahre Befreiung von Auschwitz
Termine des Bundespräsidenten mit Israels Präsident Rivlin

Darin ist zu lesen:

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt im Januar 2020 gemeinsam mit dem israelischen Präsidenten Reuven Rivlin in Israel, Polen und Deutschland an Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren teil.

Am 22. und 23. Januar ist der Bundespräsident auf Einladung von Präsident Rivlin in Israel zu Gast und wird bei der internationalen Konferenz des World Holocaust Forum in Yad Vashem eine Rede halten.

Am 27. Januar nehmen der Bundespräsident und der israelische Präsident sowie weitere Staatsoberhäupter an einer Gedenkzeremonie zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers in Auschwitz teil. Anschließend reisen Bundespräsident Steinmeier und Präsident Rivlin gemeinsam von Polen weiter nach Berlin.

Bei der zentralen Gedenkstunde am 29. Januar im Deutschen Bundestag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus werden Bundespräsident Steinmeier und Israels Präsident Rivlin die Gedenkreden halten. Anschließend nehmen sie an einer Diskussion mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer internationalen Jugendbegegnung teil.

Weiterhin wird mitgeteilt, dass sich im Januar Journalistinnen und Journalisten bewerben können, um den Bundespräsidenten sowohl nach Israel als auch nach Polen zu begleiten.

Am Montag, den 6. Januar 2020, traf dazu ein Schreiben mit weiteren Details ein, das noch am gleichen Tag wie folgt beantwortet wurde:

Einen guten Tag,
"a git Rosh" ins neue Jahr
und meine nachträglichen Geburtstags-Glückwünsche an den Bundespräsidenten!

Wie Sie aus meinen Einträgen von vor einem Jahr ersehen können, habe ich zuletzt Israel auf Einladung der Bundeszentrale für Politische Bildung bereist, darüber sehr ausführlich berichtet [1], die Ereignisse dieser Reise auch dem Gesandten Israels hier in Berlin vorgestellt [2] und stehe weiterhin in Kontakt mit Yad Vashem.

Bei früheren Israel-Reisen haben auch die Kontakte eine Rolle gespielt, die ich noch aus Steinmeiers Zeit als Außenminister über ihn erhielt. [3]

Daher wäre mein vorrangiges Interesse, mit nach Auschwitz zu fahren, was ich bisher aus persönlichen Gründen gescheut hatte, was mich jetzt aber zwingen würde, da ich dann darüber berichten m u s s .

Außerdem würde ich gerne an der Gendenkstunde am 29. Januar 2020 sowie an dem sich anschließenden Gespräch mit den Jugendlichen teilnehmen wollen, denn meine Online-Publikation findet nicht nur bei meinen Studierenden, sondern auch weit darüber hinaus vor allem bei einem jugendlichen Publikum viel Interesse.

Am 11. Januar 2020 werde ich meine Funktion als Mitglied des nun unter meiner Ägide wieder vereinigten Vorstandes des DJV-Berlin aufgeben und als freier Journalist, Blogger und Betroffener mitreisen wollen.

Ein Kopie des aktuellen PA’s ist beigefügt. [...]

Dr.phil. Wolf Siegert

Am Dienstag, den 7. Januar 2020 trifft eine erste telefonische Nachfrage ein, ob es richtig sei, dass sich das Interesse dieses Schreibens vor allem auf das Anliegen bezöge, mit nach Ausschwitz fahren zu können, was bestätigt wird.

Am Freitagnachmittag, den 10. Januar 2020 um 15:15 Uhr, dann ein weiterer Anruf mit einer berliner Rufnummer, die nur aus Zweien und Nullen besteht... und Du weisst, wer am anderen Ende der "Leitung" ist und mental nimmst Du schon den Inhalt der Ansage vorweg, dass eine Teilnahme auch an dieser Reise nicht möglich sei.

Dennoch erwächst aus dieser Nachricht ein gutes Gespräch. Und die Idee, die beiden Präsidenten bei ihren Begegnungen mit den Jugendlichen hier in Berlin begleiten zu können - das aber obläge der Verwaltung des Deutschen Bundestages.

Am Montagvormittag, den 13. Januar 2020 , wird auf Anfrage bei der Pressestelle des Deutschen Bundestages, diese Presseerklärung zugestellt:

Internationale Jugendbegegnung des Bundestages besucht die Gedenkstätte Auschwitz Podiumsdiskussion mit Israels Präsident Rivlin, Bundespräsident Steinmeier und Bundestagspräsident Schäuble

Die internationale Jugendbegegnung des Deutschen Bundestags, die jährlich aus Anlass des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus stattfindet, befasst sich in diesem Jahr mit der Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und dessen zentraler Bedeutung als Ort der Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen.

An der Jugendbegegnung nehmen 60 Jugendliche teil, die sich für eine lebendige Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus einsetzen. Die Teilnehmenden kommen aus mehr als zehn Ländern, u.a. aus Deutschland, Polen, Frankreich, Israel, Russland und der Ukraine.

In Zusammenarbeit mit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim besuchen die Jugendlichen die Gedenkstätte Auschwitz, sprechen mit Überlebenden und nehmen am 27. Januar 2020 vor Ort an den Gedenkfeierlichkeiten aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung teil.

Abschluss und Höhepunkt der Jugendbegegnung 2020 wird für die Jugendlichen am 29. Januar 2020 die Teilnahme an der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag sein (Beginn 11:00 Uhr, Plenarsaal). Anschließend findet eine Podiumsdiskussion der jungen Menschen mit den Hauptrednern der Gedenkstunde, dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (Beginn 12:45 Uhr, Jakob-Kaiser-Haus Saal 1.302) statt. [...]

Am 22. Januar 2020 wird ein entsprechender Akkreditierungsantrag an den Deutschen Bundestag gestellt. Der Versuch, sich auf der Seite der Bundesregierung zu akkreditieren, scheitert, da ein Zugang auf diese technisch nicht möglich ist.

Am 23. Januar 2020 wird dieser Antrag erneut ausgefüllt und abgeschickt, nachdem zuvor das zuletzt am 18. Juni 2014 erteilte Passwort als nicht mehr gültig ausgeschlagen, eine Erneuerung desselben angefragt und sodann per Mail zugesandt wurde:

Davor war ein Bericht im Zusammenhang mit der Rede des Bundespräsidenten in Yad Vashem (sowie der Kanzlerin in Davos) verfasst und online gestellt worden: Reden über Schuld (Yad Vashem) und Schulden (Davos)

Bis zum 26. Januar 2020 treffen gleich mehrere Mails ein, die sich auf diesen Beitrag beziehen und weitere Hinweise geben:

 Katja Heijnen in einer Aufzeichnung - nach 7 Jahren erneut - mit Esther Bejarano in der SWR1-Reihe "LEUTE": Mut zum Weiterleben :

Samt einer Einblendung dieser Aufzeichnung von der ethecon - Stiftung Ethik und Ökonomie - Tagung vom 4. Dezember 2013:

SWR1 Leute mit Esther Bejarano

 Katharina Federl berichtet in der Süddeutschen, SZ_Muenchen [4] über ein Thema, über das der Autor nicht nur schon mehrmals berichtet [5], sondern auch mehrere eigene Initiativen unternommen hat:
Holocaust-Gedenken:
Hologramme gegen das Vergessen

 Susanne Lenz in der Frankfurter Rundschau vom 24. Januar 2020:
Vergebung
Gedenken an Auschwitz: Heil werden

Der Verlauf dieses Tages, des 27. Januar 2020, wird in zahlreichen anderen Quellen und Medien ausführlich dokumentiert werden. Hier als pars pro toto das "Kalenderblatt" von Otto Langels im Deutschlandfunk:

Daher stattdessen an dieser Stelle der Hinweis auf jenes Buch, das in Frankreich mit jenem Werk in Beziehung gesetzt werden kann, das Eugen Kogon auch schon 1946 in Deutschland in Buchform vorgelegt hatte: Eine Beschreibung, ja, eine Analsyse des "System(s) der deutschen Konzentrationslager": "Der SS-Staat" [6].

Das Buch von David Rousset "L’Univers concentrationnaire" über das "KZ-Universum" ist im gleichen Jahr in Frankreich erschienen, wurde aber erst jetzt in der Übersetzung von Olga Radetzkaja und Volker Weisel im Jüdischen Verlag im Suhrkamp Verlag veröffentlicht.

Dieses Buch ist an diesem Tag gleich zweimal auch im Radio besprochen worden: am Vormittag in der Sendung "Lesart" von Carsten Hu[e?]ck im Deutschlandfunk Kultur

und am Nachmittag von Hans-Christian Riechers auf SWR 2 [7].

Weitere (Links zu) Rezensionen hält diese Perlentaucher-Seite bereit.

P.S.

In einem Tagesspiegel-Newsletter wurde heute diese Stimmen von jüdischen Berlinerinnen und Berlinern zusammengestellt und wiedergegeben:

Stimmen jüdischer BerlinerInnen

Aus Anlass Ihres Todes am Sonnabend, den 10. Juli 2021, in Hamburg, veröffentlichte / aktualisierte der Norddeutsche Rundfunk diesen Beitrag:
 Esther Bejarano - Die Mahnerin gegen Antisemitismus ist tot
und der Deutschlandfunk bespricht in der Sendung ANDRUCK am Montag, den 12. Juli 2021 ihren Band mit "Erinnerungen. Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Rap-Band".
Der Beitrag ist von Sarah Zerback, die Moderation von Catrin Stövesand:

Anmerkungen

[1Zusammenfassung der Beiträge aus der Israel-Reise:
 Sonntägliche Israel Hör-Bilder

[2Bericht von der Israel-Alumni-Veranstaltung
 Einladung für Israel-Reisende

© Bernd Lammel

[4der ab 19:53 Uhr online ohne Paywall eingesehen werden kann

[5Hier als pars pro toto der Beitrag vom 12. Januar 2018: Ein Zeitzeugen-Gesprächs-Zeugnis.

[6Heute in der Ausgabe aus dem Jahr 1988 als Taschenbuch im Heyne-Verlag zu bekommen.

[7Da der Sender erklärt, dass das Manuskript dieser Sendung "ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt" sei und "Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung [...] der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR" bedürfe, beschränken wir uns an dieser Stelle diesen Link einzustellen. Das Audio-File wird auf der gleichen Seite zum Download angeboten..


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