Post von den Corona-Rebellen

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 10. August 2022 um 19 Uhr 29 Minutenzum Post-Scriptum

 

Es vergeht keine Woche, in der nicht - zum Teil von langjährigen FreundInnen - auf elektronischem Wege Post zugeleitet wird, mittels deren Inhalte der Empfänger zum Umdenken bewogen werden soll.

An diesem Samstag, den 6. August 2022, war das dieser Link auf diese bis dahin nicht bekannte Quelle:
https://unser-mitteleuropa.com/corona-impfung-anklage-vor-internationalem-strafgerichtshof-wegen-verbrechen-gegen-die-menschlichkeit/

Dieser als "UPDATE" gekennzeichnete Text vom 22. Dezember 2021 wird am 2. Jänner 2022 wie folgt kommentiert:

Weder Anklage noch Ermittlungen wegen Corona-Maßnahmen am Internationalen Strafgerichtshof
02/01/2022, 01:38 PM (CET)
Am Internationalen Strafgerichtshof (ICC) im niederländischen Den Haag sind immer wieder bekannte Politiker oder Militärs nach dem Völkerstrafrecht verurteilt worden – etwa wegen Völkermord, Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Nun berichtet ein Blog (archiviert): Wegen der Einführung von Corona-Maßnahmen und der Impfungen gegen Covid-19 gebe es am ICC angeblich eine Anklage, unter anderem gegen den britischen Premierminister Boris Johnson, den US-Milliardär Bill Gates sowie den Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab. Stimmt das?

Bewertung

Es gibt keine solche Klage am Internationalen Strafgerichtshof und auch keine entsprechenden Ermittlungen der Ankläger dort. Der Artikel beruht auf einer Fehlinterpretation eines Schreibens von Aktivisten, von denen viele bereits zuvor durch das Verbreiten von falschen Informationen zur Pandemie und zur Sicherheit der Impfstoffe aufgefallen sind. Auch der Blog-Artikel und das Schreiben enthalten mehrfach widerlegte Falschbehauptungen.

Fakten

Der Internationale Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag ist für etwas mehr als 120 Staaten der Erde zuständig und verhandelt Verstöße gegen das Völkerstrafrecht. Eine wichtige Institution ist dabei der am Gericht angesiedelte Ankläger («Prosecutor»). Dieser kann eigenständig ermitteln und anschließend Anklage gegen Beschuldigte erheben – vergleichbar mit einem Staatsanwalt an deutschen Strafgerichten.

Gemäß dem Gründungsdokument des ICC, dem Römischen Statut, kann der Ankläger unter anderem aufgrund von Hinweisen von außen aktiv werden. Auf der Website des ICC werden die derzeit laufenden Untersuchungen und Verfahren in verschiedenen Kategorien aufgelistet: Voruntersuchungen («Preliminary Examinations»), Ermittlungen («Investigations») und tatsächliche Verfahren («Cases»). In keiner dieser Kategorien findet sich die auf dem Blog behauptete Klage im Zusammenhang mit Corona-Maßnahmen und Impfungen.

Die Angaben im Blog stützen sich offenbar auf einen im Internet kursierenden Brief an das Büro des Anklägers. Darin fordern Aktivisten Ermittlungen und ein Verfahren vor dem Strafgerichtshof – unter anderem gegen den britischen Premierminister Boris Johnson und zwei seiner Minister, den Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation Tedros Adhanom Ghebreyesus, Milliardär Bill Gates, den Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab sowie Funktionäre von Pharmaunternehmen.

Das Schreiben datiert auf den 6. Dezember 2021. Über eine Reaktion des Anklägers oder des ICC ist nichts bekannt. Der Ankläger hat keine Verpflichtung, Voruntersuchungen oder Ermittlungen aufzunehmen. Wie ältere ICC-Dokumente zeigen, werden viele Hinweise von außen gar nicht aufgegriffen.

Unter den Absendern des Briefs sind bekannte Gegner der Corona-Maßnahmen und der Impfung gegen das Virus. Viele der Autorinnen und Autoren sind bereits mit Falschinformationen zur Pandemie und zur Sicherheit der Impfstoffe aufgefallen. Der Brief und der Blog-Artikel enthalten mehrfach widerlegte Falschbehauptungen unter anderem über die Maßnahmen gegen das Coronavirus, mRNA-Impfstoffe sowie die Testverfahren.

Hier dieses Dokument im Wortlaut:

icc complaint 7

Die hier vorgestellten Aussagen ’begründen’ sich sogar auf Aussagen von Holocaust-Überlebenden, die „deutliche Parallelen zwischen den Covid-Beschränkungen und dem Beginn des Holocausts“ ziehen und fordern, „dieses gottlose medizinische Experiment an der Menschheit sofort zu stoppen“.

Vera Sharav wird in dieser Beschwerde mit Sätzen wie diesen zitiert:

„Die bittere Lehre des Holocaust ist, dass die Medizin von einem heilenden, humanitären Beruf zu einem mörderischen Apparat pervertiert werden kann, wenn Ärzte sich mit der Regierung zusammentun und von ihrer persönlichen, beruflichen und klinischen Verpflichtung, dem Einzelnen keinen Schaden zuzufügen, abweichen.“

Und:

„Was den Holocaust von allen anderen Massengenoziden unterscheidet, ist die zentrale Rolle, die das medizinische Establishment, das gesamte medizinische Establishment, spielte. Jeder Schritt des mörderischen Prozesses wurde vom akademischen, professionellen medizinischen Establishment gebilligt. Ärzte und angesehene medizinische Gesellschaften und Institutionen verliehen dem Kindermord und dem Massenmord an der Zivilbevölkerung den Anschein von Legitimität.“

Damit stellen sich diese ImpfgegneriInnen in die gleiche Linie all jeder, die sich vor gut neunzig Jahren gegen die - vom Volkswillen mehrheitlich getragene - Diktatur eines Hitler-Regimes aufgelehnt haben.

Das ist weder cool noch krank, sondern ebenso perfide - wie clever.

P.S.

Texte und Hinweise wie diese werden auch weiterhin die Ausnahme sein - und bleiben. Aber wir können auch nicht - länger - so tun, als würde es diese Strömungen nicht geben: Wehret den Anfängen! WS

Zu diesem Thema diese Leseempfehlung:
Jean-Pierre Wils: Der Große Riss

Hier im Gespräch mit Christiane Florin im Deutschlandfunk am 8. August 2022 in "Tag für Tag":

"Wir müssen umdenken"-Jean-Pierre Wils über den großen Riss in der Gesellschaft

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