Horch, was kommt...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 20. Januar 2005 um 12 Uhr 36 Minuten

 

Hier folgen einige Kommentare vom ersten Tag der CeBIT-Press-Preview in Hamburg. Sie beziehen sich in der hier veröffentlichten Version ausschliesslich auf das im nachfolgenden Release publizierte Schwerpunkt-Thema. Alle weiteren Anmerkungen wurden hier aus Platzgründen wieder gestrichen, können aber individuell auf Nachfrage ebenfalls abgerufen werden. Denn es gab durchaus weitere Info-Highlights, von denen einige - bewusst oder in Ermangelung einer besseren Performance - fast "weggenuschelt" wurden ;-).
Vorab zunächst das Press-Release aus der Hafenstadt vom 18. Januar 2005:

Heute startet die CeBIT - PreView 2005 gleich mit mehreren Europa- und Weltpremieren. Eine Premiere ist der Prototyp des weltweit ersten 5 1/4 Zoll PC-Laufwerks für HD-DVDs vor. Das Laufwerk ist in der Lage, gleich drei Standards abzuspielen und zu brennen: HD-DVDs, DVDs und CDs. Damit ist das Tor aufgestoßen zu einer neuen Laufwerk-Generation. Premieren-Vorstellungen täglich von 9 bis 18 Uhr auf der CeBIT-PreView am NEC-Stand im Hamburger CCH.

Ein von NEC entwickelter Lesekopf nutzt Laser mit drei verschiedenen Wellenlängen zum Auslesen der drei Formate HD-DVD, DVD und CD. Dank einer ebenfalls von NEC entwickelten kompakten Platine kommt das Gerät mit der Größe eines Standard-Laufwerks aus und kann problemlos in PCs integriert werden. Hoch auflösende Inhalte - und damit auch die Aufnahme und das Abspielen solcher Inhalte - gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Der neue DVD-Standard ermöglicht eine hervorragende Abspielqualität sowie eine um ein Vielfaches erhöhte Speicherkapazität: HD-DVD-ROM soll von Beginn an ein- als auch zweischichtig produziert werden - damit fasst eine HD-DVD-ROM bis zu 30 GByte an Daten.

Neben der Genehmigung durch das DVD-Forum haben auch die vier Hollywoodstudios Paramount Pictures, Universal Pictures, Warner Bros. Pictures und New Line Cinema angekündigt, HD-DVD zu unterstützen. Die ersten 3 in 1 Geräte werden voraussichtlich im September 2005 auf dem Markt erhältlich sein. Stand-Alone-Geräte für das Heimkino werden für Ende 2005 erwartet.

An der Auftaktveranstaltung der CeBIT-PreView nehmen neben NEC ab heute im Hamburger CCH ferner so renommierte Unternehmen teil wie Arcor, CoreMedia, hama, homecast Europe, Hitachi, Intel, Microsoft, Panasonic, Plantronics, Sagem, Siemens, Vodafone und Yakumo.
Deutschlands Mobilfunk-Marktführer T-Mobile kommt zur CeBIT-PreView mit telegener Unterstützung. Der aus den TV-Spots bekannte, mit mobiler High-Tech auf „Du und Du“ stehende Til Schweiger wird die Neuheiten-Präsentation unterstützen.



Aus eigener Sicht ist dieses hier besonders herausgestellte Thema von Bedeutung. Auch, ja gerade weil dieser neue Technologieschub über die traditionellen Grenzen einer CeBIT hinausweist: bis hinein in den CE-Consumer-Market, so wie er uns jetzt gerade wieder auf der CES in Las Vegas eindrucksvoll vorgeführt wurde: mit Key-Notes der Chefs von HP, Microsoft und Intel. Die Zeiten, in denen ein aus Japan eingeflogener Sony-Chef der Star des Abends war, scheinen vorbei zu sein. Oder?

Sicherlich: Solche Gedanken und Gespräche über die Zukunft von CeBIT und IFA stande hier nicht im Mittelpunkt der Präsentationen oder Fragen der Journalisten, wohl aber auf den Gängen beim Kaffee und beim Mittagessen.
Dabei ging es nicht so sehr darum, wie gut oder schlecht "jemand" in den Führungsetagen in Hannover und Berlin dieses Geschäft führen würde - auch wenn es dazu auf Nachfrage eine Menge zu hören gag - sondern eher darum, welcher Trend sich insgesamt abzeichnen würde. Und da war eine Meinung deutlich herauszuhören.
Das, was sich derzeit schon in den USA durchgesetzt hat - nach dem Zusammenbruch von Comdex und Absturz der neuen US-Cebit - würde deutliche Signale setzten für das, was uns unweigerlich auch auf den europäischen Märkten bevorstünde.
Ein weites Feld; heute noch ein Rand-Thema. Und doch eines, das in wenigen Jahren die hiesige Landschaft neu aufgemischt haben wird.

Zurück zur NEC-Präsentation. Entscheidend zu sehen war, dass hier gleich die ganze Produktpalette aufgefahren und deutlich gemacht wurde, dass man auch hier von Seiten des Herstellers und der dahinter stehenden Investorengruppe - und damit über RCA auch der Hersteller Thomson - eine Chance wie die CeBIT nutzen wolle, um möglichst alles zu zeigen, was man sich für die nächsten Jahre vorgenommen habe und damit nicht bis zur IFA warten.
Eine Haltung, die sich am ersten Tag auch bei anderen Herstellern, am deutlichsten bei SAGEM, ablesen liess.

Interessant an dieser oben zitierten Ankündigung, dass mit dieser Entscheidung, schon zum IFA-Termin mit einem HD-DVD-Player in den Markt zu gehen (und alsbald auch einen HD-DVD-Re-Writer nachzulegen) wesentliche Standards für die zukünftige Zusammenarbeit mit der Film- und Medienindustrie de facto gesetzt worden sind. Das gilt auch dann, wenn heute noch von Seiten der Inhalte-Eigner gewünscht wird, dass bei jeder Nutzung eines solchen Trägers zunächst einmal das DRM-System prüfen möge, ob denn die Nutzung auch freigegeben sei - und das am besten Online via TCO/IP.

Wie auch immer diese Diskussion ausgehen mag. Fakt bleibt, dass die Grenzen zwischen "Home-Video-Entertainment" und einer traditionellen Kino-Projektion - zumindest im Arthouse-Sektor - aus technischer Sicht immer näher aneinander rücken (werden).
Klar ist auch, warum gerade jetzt die US-Industrie versucht, sogar mit 4-K-Projektoren diese Grenzen doch noch wieder stärker voneinander zu trennen. Dennoch ist vorhersehbar, dass ihr dieses zwar technisch gelingen mag, dieses Vorhaben aber dennoch kommerziell zum Scheitern verurteilt sein wird. Und nicht nur in Europa. Mit der Entscheidung der Firma Boeing, das D-Cinema-Thema aus dem Unternehmensverbund herauszuwerfen und sich ganz der Home-Land-Security zu "widmen", wirft ein signifikantes Licht auf die US-Szenerie.

Dazu nochmals - und ganz ohne Häme - folgender Kommentar: anders als im "alten Europa" ist in den USA keine andere Kunst-Welt so dominierend wie die des Kinos. Zumindest ist sie - auch das im guten Sinne - die "amerikanischste" aller Kunst-Event-Formen: gerade die Kuratoren vom MoMA [Museum of Modern Art] haben das ausgerechnet hier in Berlin im Jahr 2004 an eindrucksvollen Beispielen mit Werve und technischem Geschick zu demonstrieren vermocht.

Anders gesagt: das US-Kino ist mit den 7 Majors nicht nur ein grosser Export-Schlager der auch in Europa dominiert, sondern es ist vor allem und zunächst immer noch ein geradezu fundamentaler Bestandteil der US-Kultur (was immer man auch darunter verstehen und davon halten mag). _ Dass man sich nun offensichtlich in der Folge von 9/11 in der Politik aus der Frage nach der Zukunft des US-Kinos mit einem so deutlichen Zeichen herausgenommen hat, bleibt "bemerkenswert". Was hiermit denn auch getan wurde.

Aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, werden in diesem Jahr wichtiger noch als die CES die "Show-West" und "Show-East" sowie die NAB sein; auch unter der Beteiligung von NEC-Japan, wie in Hamburg zu erfahren war.

WS.


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