Das Thema der digitalen Distribution ist auf dem Talent Campus eine Thema, seit dem es den Talent Campus gibt. Es ehrt die Veranstalter, dass sie es - trotz des nach wie vor geringen Interesses - nicht von der Agenda genommen haben.

Inzwischen können die Verantwortlichen erste Erfolge vorzeigen.
In den USA ist "Hollywood" mit Digital Cinema Initiatives, LLC
[1]
und der "Society of Motion Picture and Television Engineers"
[2]
an dem Thema dran, in Europa das "European Digital Cineam Forum"
[3]
in Japan das "Digital Cinema Consortium of Japan"
[4]
DCCJ NPO .
und in der VR China die "State Administration of Radio, Film, and Television" [5]
SARFT .
Inzwischen sind ca. 1% der Kinos dieser Welt mit Vorrichtungen ausgestattet, um den Film ohne Rolle vorführen zu können: ca. 300 Kinos.
Mit Disney, Warner Bros. und Fox gibt die ersten grossen Studios, die ihr Material auch digital ausliefern.
Warum aber muss die ganze Distribution überhaupt digitalsiert werden?
Oder geht es bei dem Digitalen Kino um eine Lösung, die nach ihrem Problem sucht, wie es Dave Bancroft von Thomson so treffend auf den Punkt gebracht hat: "Digital Cinema is a solution in seach of a problem".
Vielen sagen den nächsten Boost mit dem Frühjahr dieses Jahres 2005 voraus - oder sollen wirklich bis zum Kino-Start von Star Wars III noch an die 20 tausend Kopien gezogen werden?
Vergessen wird bei diesen Zahlen allerdings zumeist, dass es inzwischen in gut 10 von 100 Kinos digitalen Projektionen gibt, in denen nicht der Hauptfilm gezeigt wird, wohl aber die Werbung. Sei es, um den alten Diaprojektor mit den Stills aus der lokalen Werbung abzulösen, sei es, um das Thema Werbung in neuer Verpackung einem Vorfilm gleich dem Publikum schmackhaft zu machen: selbst in den USA, in denen bereits über 9.000 Leinwände damit ausgestattet wurden. Erstaunlich genug, gelten doch gerade die Amerikaner in den US-Kinos eher als werberesistent.
Interessante Daten, die zeigen, dass
– mit der Digitalisierung nicht nur ein Technikwandel, sondern auch eine Veränderung des Konsumerverhaltens zu bemerken ist - und dieses nicht nur in Europa, sondern eben auch in den USA
– das Kino zwar noch insoweit eine "Hauptrolle" spielt, da dessen Box-Office-Zahlen die Messlatte für alle weiteren Verwertungsrechte und -leistungen definieren, dass es aber vom Gesamtumsatz für einen Film im Schnitt nur noch 20% der Gesamtrevenuequelle ausmacht. Die Video- und DVD-Rechte machen inzwischen schon gut die Hälfte aus, die Fernsehrechte oft ein Viertel und ggf. sogar mehr
– die entscheidende Veränderung einer digitalen Distribution bedeutet, dass man nicht mehr wie bisher mit den mehrmwöchigen Buchungen eines Titels in den Kinos die Angebote der Konkurrenz hat ausbremsen können. Die zunehmende Flexibilität bei der Bespielung digialisierter Kinose ermöglicht es den "Platzhirschen" nicht mehr, sich so einfach wie bisher "breit" machen zu können
– es nicht mehr neuen Monate und noch längere Zeitabschnitte bedeuten muss, bevor ein fertiggestellter Film auch in den Kinos zu sehen sein wird.
Deshalb, so die These eines Produzenten aus dem Publikum, werden die Verleiher sich auch dann noch gegen die Neuerungen wehren, wenn sie sich aus technischer Sicht als sinnvoll, ja notwendig erwiesen haben werden. Erst wenn auch die Dominanz des Kinos als die "Start-Referenz" einmal nicht mehr gelten wird - etwa durch einen Erstvertrieb auf einem Pay-TV-Kanal - wird vielen (und gar so manchen zu spät) klar werden, welche nachhaltigen Veränderungen um sie herum inzwischen längst Platz gegriffen haben.
Die Frage nach den zukünftigen Möglichkeiten der Präsentation von Filmen im Kino lässt sich also schon heute insofern eindeutig beantworten, dass die Kinos schon lange nicht mehr d e r wirtschaftlich entscheidende Faktor für den Erfolg eines Films sind, wohl aber ihre "lead-function" als "Display-Window" und/oder "billboard for the future revenue".
Um diese Rolle neu zu beleben, werden wesentliche Funktionen neu definiert und erprobt werden müsen. Das Kino, wenn es denn noch überleben will, wird sich mehr und mehr in einen Ereignisraum verwandeln müssen, in ein "event-place".
In den Aufführungen des CinemaNet.Europe konnten bereits mit seiner
Eröffnung
am 12.-14. November letzten Jahres die Zuschauer in der Lage sein, direkt an den Regisseur Fragen zu stellen: Mittels einer Satellitendirektschaltung, die zumindest die simultane Sprachübertragung in beiderlei Richtungen ermöglicht hat.
Mittels der Lagerung digitaler Bibliotheken vor Ort werde es auch alsbald möglich sein, Filme "on demand" in die Kinos einzuspielen: ganz klar auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet, die nun auch sehr viel genauer als solche auch einzeln angesprochen werden können.
Das Kino wird mehr und mehr zu einem EVENT-Place - nur das Thema selbst ist noch weit davon entfernt, zu einem Event zu werden.
Wie lange noch?
WS.