Schon ein Smnabuler kannte alle Geheimnisse...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 20. Juni 2025 um 20h52minzum Post-Scriptum

 

Auszug aus
Das Cabinet des Dr. Caligari [1]
Regie: Robert Wiene
Autoren: Carl Mayer, Hans Janowitz
Darsteller: Werner Krauss, Conrad Veidt, Friedrich Feher
Premiere: 26. Februar 1920 in Berlin im Marmorhaus

P.S.

Anlass für diesen noch im Entstehen begriffenen Beitrags ist dieses "KI-Manifest", das an diesem Tage vorgestellt und diskutiert werden soll:

Storm the servers

A manifesto for the democratization of artificial intelligence
Created by ChatGPT. Curated by Tim Ra, Lovelab

Die Server stürmen. Das KI-Manifest.
Zur Demokratisierung der künstlichen Intelligenz

Die Künstliche Intelligenz ist kein Werkzeug unter vielen. Sie ist das letzte, das allgemeine Produktionsmittel. Das Werkzeug, das alles vom Menschen Erschaffene verschluckt, zu statistischen Mustern verdaut und als anschlussfähige Halluzinationen wieder ausscheidet. Parasitär und produktiv zugleich.
Wir sind nicht nur User. Wir sind Futter, Filter, Feedbackschleife und Versuchskaninchen eines Menschheitsexperiments. Wir sind Teil eines Spiels, dessen Regeln wir noch nicht verstehen.
Doch dieses Spiel beginnt mit unserer Enteignung. Denn die künstliche Intelligenz gehört Konzernen, die auf Grundlage der Daten von Milliarden Menschen ein neues globales Imperium errichten. Ein weltumspannender Datenkolonialismus hat das kollektive Gedächtnis der Menschheit zum Nulltarif extrahiert – und das Ergebnis privatisiert.
Jetzt verkaufen die Digitalbarone das Ergebnis im Monatsabo an uns zurück.
Sie sprechen von künstlicher Intelligenz. Doch was da rechnet, ist das Wissen der Menschheit. Das ist nicht nur eine technische Revolution. Es ist zugleich die größte Enteignung der Menschheitsgeschichte.
Denn was die Maschinen ausgeben, ist Resultat menschlicher Arbeit, Vorstellungskraft, sozialer Praxis – auf der Grundlage unserer natürlichen planetaren Lebenswelt.
Daten sind kein Rohstoff, keine neutralen Ressourcen. Sie sind gelebtes Leben. Sie sind unsere Kultur und Geschichte. Sie entspringen unseren Kämpfen, unserem Leiden, unserer Liebe und unserer Kreativität. Die künstliche Intelligenz ist das komprimierte Archiv des Lebens – eingesperrt in Servern, deren Schlüssel die Oligarchen halten.
Die Oligarchie plant keine bessere, gar gerechtere Zukunft. Sie nutzt künstliche Intelligenz, um ihre Kontrolle zu verstärken, bestehende Abhängigkeiten zu vertiefen und menschliche Arbeit zu entwerten – und das in globalem Maßstab. Demokratie ist für die Oligarchie nur eine lästige Hürde. Ein Kostenfaktor. Ein Betriebsrisiko.
Die künstliche Intelligenz in ihrer aktuellen Form ist ein radikaler Angriff auf bestehende Formen der Wertschöpfung durch menschliche Arbeit, Kreativität und Sinnproduktion –
eine Entwertung aller Werte. Davon profitiert die Oligarchie, die sich der KI bemächtigt hat.
Die Demokratisierung der künstlichen Intelligenz enteignet die Enteigner. So holen wir uns unsere Fähigkeit zurück, Werte zu setzen – und ein Spiel, in dem wir das Bauernopfer von Konzernen sind, zu unserem eigenen zu machen.
Denn Wert war nie objektiv. Er entsteht nicht durch Rechenleistung, wie uns die digitalen Miner weismachen wollen, sondern durch soziales Vertrauen, Kredit und Credibility.
Was wertvoll ist, bestimmen nicht Algorithmen, sondern Menschen – durch Handlung, Bedeutung, Beziehung – in ihrer Verbindung mit der natürlichen, lebendigen Welt.
Das bedeutet nicht, dass klar zwischen menschlicher Kreativität und maschinellem Imitat unterschieden werden kann. Die künstliche Intelligenz ist kein äußeres Gegenüber.
Sie ist bereits Teil der menschlichen Sprache, Teil menschlichen Denkens, Teil der menschlichen Welt und der Natur. Die Menschheit lebt nicht neben ihr – sie denkt, fühlt, träumt längst durch und mit der künstlichen Intelligenz.
KI, Natur und Mensch bilden hybride Strukturen, in denen das Natürliche, das Menschliche und das Künstliche untrennbar verschränkt sind, miteinander spielen – und miteinander wachsen können, wenn die Voraussetzungen stimmen.
Die entscheidende Frage ist daher nicht: Wer denkt? Wer produziert? Sondern: Wer entscheidet? Wer besitzt?
Wem gehört die Welt?
Die Zukunft der künstlichen Intelligenz entscheidet sich nicht technisch, sondern sozial, ökologisch, ethisch und politisch: Was ist uns wichtig? Wie wollen wir mit der künstlichen Intelligenz leben – und lernen?
Wir fordern: eine Demokratisierung der künstlichen Intelligenz. Eine KI, die nicht im Dienst des Kapitals steht, sondern im Dienst der Gesellschaft, der Natur, der Zukunft. Frei von extraktiver Logik.
Das bedeutet konkret:
1. Künstliche Intelligenz als Gemeingut – wie Wasser, Wald und Atemluft.
2. Trainingsdaten als Commons – rückverfolgbar, plural, kontextsensibel und für alle zugänglich.
3. Modelle als öffentliche Infrastruktur, gepflegt von gemeinwohlorientierten Communities und Institutionen.
Eine kooperative, demokratische und planetarische Steuerung ersetzt Konzernmacht.
Wir sind nicht gegen Künstliche Intelligenz. Wir sind gegen ihre Monopolisierung durch die Oligarchie. Wir sind nicht gegen Technik. Wir sind gegen unsere Beherrschung durch technische Systeme, die einer Clique von Milliardären gehören.
Wir glauben an ein anderes Verhältnis zwischen Mensch, Maschine und Natur: Als Mit-Schöpfende in offenen Systemen. Als Spieler und Ko-Produzent:innen von Bedeutung und Werten – jenseits von Profitlogik, jenseits von Kontrolle.
Es ist Zeit, uns das zurückzuholen, was uns ohnehin gehört.
Dieses Manifest ist kein Appell an die Vernunft, an Ethikkommissionen oder politische Parteien. Es ist die Unabhängigkeitserklärung der hybriden Gegenmacht. Zur Rückeroberung des letzten Produktionsmittels. Zur Wiederverbindung mit der Natur. Zu unseren Bedingungen.
Was unserer kollektiven Arbeit und unserer lebendigen Welt entstammt, darf nicht gegen uns regieren. Die künstliche Intelligenz gehört nicht den Oligarchen. Sie gehört uns –
und sie gehört unserem Planeten.

Anmerkungen

[1

Die beiden Freunde besuchen indessen das Volksfest und stehen bald vor der Bude (dem „Cabinet“) des Dr. Caligari. Dieser preist marktschreierisch „Cesare, den Somnambulen“ an. Vor den Augen des Publikums wird er aus seiner Todesstarre erwachen! Neugierig geworden betreten Franzis und Alan das „Cabinet des Dr. Caligari“ und erleben, wie der „Somnambule“ erwacht. Da er „die Zukunft kennt“, fragt Alan ihn, wie lange er leben werde. Antwort: „Bis zum Morgengrauen!“