0.
In dem nachfolgenden Text geht es um die Entwicklung einer Antwort auf die erneute VATMH-Fellowhip-Ausschreibung-Ausschreibung, gerichtet an
"Intellektuelle beziehungsweise Persönlichkeiten, die sich in ihren Vorhaben mit grundlegenden Fragen unserer Zeit beschäftigen, die auf beiden Seiten des Atlantiks von Relevanz sind."
Weiter heiss es darin:
Von den Fellows wird erwartet, dass sie auf Basis eigener Themen und Fragestellungen aktiv und intensiv den intellektuellen Austausch in und mit den USA aufnehmen und sich mit Partnern und Institutionen in den USA vernetzen.
Dass und wie dieses möglich ist, wird in den nachfolgenden umfangreichen Ausführungen ausgearbeitet und als Vorschlag eingereicht werden [3] [4].
Hier in diesem Abstract vorab, was in den nachfolgenden Punkten im Detail ausgeführt werden wird:
Auf den Spuren von Thomas und Frido Mann durch Amerika – auf der Suche nach dem Wesen der Demokratie. Nicht nur in den großen Städten der Ost- und Westküste, sondern auch an jenen Orten mitten im Land, wo die Werte dieser Gesellschaftsform erst wiedergefunden werden müssen, in sicher nicht einfachen Diskussionen. Als Easyrider auf dem Motorrad unterwegs, nahbar für Begegnungen, begleitet von der Kamera, was zu vielfältiger medialer Auswertung führen wird, vom Reise-Blog bis zur Dokumentation. Geplant und ausgewertet als Fellow im Thomas Mann House in Pacific Palisades.
Dies ist die Antwort auf die im Ausschreibungs-Profil so formulierte Anforderung:
Ein Thomas Mann Fellowship schließt die Bereitschaft ein, innerhalb der USA zu reisen, um neue Gesprächspartner, insbesondere auch jenseits der Metropolen, zu erschließen und mit ihnen in Dialog zu treten.
1.
Angeregt durch das an diesem Tag nochmals dokumentierte Gespräch mit Klaus-Dieter Lehmann im Deutschlandfunk Kultur kam es zu einem Punkt, an dem nach vielem Hin- und Her-Denken, Konzipieren und Verwerfen, Recherchieren und Diskutieren plötzlich dieser Titel auftaucht: Democracy Revisited. Und Du weisst selber nicht, was dafür nun wirklich den Ausschlag gegeben haben mag: War es dieses Radiointerview... war es dieses Bild auf der VATMH-Webseite...
... oder dieser Hinweis auf die Springer-Link-Seite, die gerade geöffnet worden war, um dem Stand der eigenen aktuellen Publikation zum Thema Digitale Kompetenz nachzuforschen [5]:
The return of the repressed: populism and democracy revisited.
Nach einer ersten, wenn auch nicht repräsentativen Umfrage kam der Titel - auch in den USA - so gut an, dass dafür bereits erste Online-Adressen (URL’s) reserviert wurden [6]:
Revisiting-Democracy.de [7].
2.
Entstanden ist die Idee zu diesem Titel aus den Begriffen "Visit" und "Re".
Er bezieht sich auf die vielfachen USA-Reisen und Aufenthalte, exemplarisch dokumentiert in diesem Eintrag vom 14. Januar 2019:
A New Years’ Application
sowie auf Begegnungen mit US-Bürgern überall in der Welt, auch hier in Berlin, exemplarisch dafür das am 27. August 2018 mit Jay Rosen in den Räumen des DJV Berlin geführte "Kamingespräch" und seine Folgen:
"First We Take Manhattan... Then We Take Berlin" II.
Und: Er nimmt die Reden des in den USA im Exil lebenden und arbeitenden Thomas Mann auf, der über das Radio [8] zu seinen Landsleuten in Deutschland spricht.
Hier als pars pro toto zwei seiner Reden an die "Deutsche[n] Hörer!"
– vom November 1941:
– vom Januar 1943:
Geografisch weit entfernt von seinen Wurzeln und seiner ersten Leserschaft wandte sich Thomas Mann über das Radio an die „Deutschen Hörer“. In monatlichen Interventionen kommentierte er von 1940 bis 1945 die Ereignisse des Krieges, warnte früh vor dem Holocaust, sprach sehr konkret von den deutschen Gräueltaten, aber auch von dem erhofften zukünftigen Sieg der Alliierten über die Nationalsozialisten: „Hitler-Deutschland hat weder Tradition noch Zukunft“. Aus seinem Untergang werde ein Deutschland entstehen, das Hass überwinde, Hoffnung und Versöhnung wieder möglich mache.
Und stellt sie in Beziehung zu jenen Sätzen, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in diesem Jahr zur Erinnerung an die Bombardierung Dresdens in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 dort an Ort und Stelle sagte:
Deshalb will ich heute deutlich sagen: Wer heute noch die Toten von Dresden gegen die Toten von Auschwitz aufrechnet; wer versucht, deutsches Unrecht kleinzureden; wer wider besseres Wissen historische Fakten verfälscht, dem müssen wir als Demokratinnen und Demokraten die Stirn bieten, dem müssen wir laut und entschieden widersprechen!
Und laut der 20 Uhr ARD tagesschau vom 13. Februar 2020:
3.
Am 4. Mai 2019 sprach Prof. Frido Mann in der Residenz des Deutschen Generalkonsuls in Los Angeles zum Thema: Democracy Will Win. Das Projekt:
Auf den Spuren der Vortragsreisen seines Großvaters wird Frido Mann 2019 an mehr als einem Dutzend Orten in den USA und Kanada Vorträge halten über die gegenwärtige Krise der amerikanischen und der europäischen Demokratien und über die Notwendigkeit, auf der Basis des von der deutschen Bundesregierung initiierten transatlantischen Dialogs für die Erneuerung dieser Demokratien zu werben.
Hier als pars pro toto sein Vortrag, den er im Beisein seiner Frau Christine am 24. Oktober 2019 im German Studies Department von Dartmouth College Hannover NH [9] gehalten hat:
4.
Schaut man sich die von ihm danach besuchten Orte auf der Karte an
so liegen von den neun in den USA besuchten Stationen nur zwei in den sogenanten "Flyover States", in Kansas City und Denver.
Dazu nochmals Frido Mann in seinem Bericht über seine Lecture-Tour USA und Kanada [10]:
Sehr viel schwieriger und zum Teil widerständiger verliefen meine Bemühungen in den sogenannten Heartlands des mittleren Westens und der geographischen Mitte. Selbst nach einem erhofften Regierungswechsel 2020 wird man sich auf eine sehr lange Durststrecke bei der Wiederherstellung des bereits über eine lange Periode gestörten Gleichgewichts innerhalb des US-Gesellschaft einstellen müssen.
In dem phoenix plus-Interview vom 8. Oktober 2019 im Hause seines Grossvaters sagt er:
"Ich habe ja auch in den sogenannten Heartlands, wo ich zwei Vorträge gehalten hab’, in Denver und in Kansas City, da bin ich auch auf Menschen gestossen, auch auf Schüler, ich war zweimal in HighSchools gewesen, die ernsthaft sagen, wir müssen die Mauer bauen und es ist gut, dass wir aus den Klimabeschlüssen von Paris ausgestiegen sind... sowas muss ich mir anhören, und da gehe ich auch gar nicht drauf ein. Da hat ja gar keinen Sinn."
Bereits in dem Beitrag DAS THOMAS MANN HOUSE IN PACIFIC PALISADES vom 15. Januar 2020 wurde auf sein 2018 veröffentlichtes Buch Das Weiße Haus des Exils und die darin gleich in der Einleitung niedergelegten Sätze verwiesen:
Dort soll ein von Experten geführter interdisziplinärer Austausch den konflikthaften Polarisierungen zwischen Europa und den USA entgegenwirken und die Fundamente der Demokratie erneuern und festigen. Ein besonderes Gegengewicht soll das Residenzprogramm dieses Hauses wohl auch gegen die gegenwärtige hochproblematische Administration und präsidiale Führung der USA setzen.
In diesem Zusammenhang nochmals der Hinweis auf die 2018 im Harold M. Williams Auditorium im Getty Center durchgeführte Konferenz zum Thema: ’The Struggle for Democracy’.
5.
Ohne schon alle Details benennen zu können, ist hier der Ansatz für das eigene Vorhaben festzumachen. Nach dem Studium und in Kenntnis der von Thomas Mann und seinem Lieblingsenkel Frido Mann gehaltenen Vorträge soll eine eigene Vortragsreise durch die USA durchgeführt werden, die sich in vielem von dem Tun der Familie Mann unterscheidet:
– es werden nicht die Küstenregionen aufgesucht, sondern die "Drive In & Out Heartland States"
– es werden nicht die grossen Häuser und Institutionen ausgesucht, sondern all jene Orte, an denen ein Sieg der Demokratie erst wieder erkämpft werden muss
– in dem eigenen "Vortrag" werden die Sätze und Haltungen aus der Mann-Familie nochmals vorgestellt, in ihrer historischen Bedeutung erläutert und zugleich auf den Prüfstand der aktuellen Verhältnisse vor Ort gestellt
– es wird also viel mehr um einen Dialog gehen als um einen Vortrag, und an vielen Orten wird bereits die Aufgabe darin bestehen, überhaupt eine ausreichende Bereitschaft für ein solches Gespräch auf Augenhöhe herstellen zu können
– die Reise durch das Land wird nicht im Flugzeug erfolgen [11], sondern auf einem Motorrad
– diese Reise wird auf einem zweiten Motorrad von einem Kameramann sowie von einem Crew-Fahrzeug begleitet werden, sodass es möglich sein wird, schon während der Fahrt darüber immer wieder in einem Blog-Format zu berichten
– neben Gesprächen mit einigen der von der VATMH selbst aufgeführten Sponsoren gibt es auch eine Reihe weiterer Kontakte, die mit zu einem Erfolg des Vorhabens beitragen könnten
– nachdem ein grosser deutscher Hersteller an einem solchen Vorhaben Interesse signalisiert hat, werden jetzt auch Gespräche mit einer in Kalifornien angesiedelten Firma geführt, die Motorräder herstellt, die elektrisch angetrieben werden [12]
– Namen sollen noch nicht genannt werden, solange keine Verträge vorliegen, aber schon jetzt kann im Vorfeld die Unterstützung durch die Digital Cinema Society, die National Association of Broadcasters und die Society of Motion Picture & Television Engineers avisiert werden.
Aufgrund der hier genannten Ansätze und Stichpunkte, wie das Ganze gemeint ist, und bei der bisherigen Vorbereitung fand all das zunächst viel Aufmerksamkeit, viele Nachfragen und dann sehr viel Zustimmung und Bereitschaft, dort mitzutun. Und sei es "nur" durch das Verfassen weiterer Empfehlungsschreiben, in Ergänzung zu den bereits bei der Vorjahresbewerbung übermittelten.
Entscheidend aber ist die Frage, wer, wo und warum auf dieser Reise durch die Staaten aufgesucht werden sollte.
6.1.
Die erste Antwort verweist auf eine lange Zusammenarbeit mit einer Einrichtung, die einst National Federation of Local Cable Programmers ( NFLCP) hiess. Selbst ab 1984 verantwortlich für den Aufbau und Betrieb des "Bürgerservice"-Kanals im Kabel-Pilot-Projekt in Ludwigshafen, gab es alsbald schon einen regen Austausch mit zumindest im Ansatz vergleichbaren Projekten, vor allem in Frankreich (ASTEC) und in den USA (NFLCP).
Diese Zusammenarbeit wurde so intensiv, dass sich die Macher aus allen drei Ländern gegenseitig besuchten und dabei auch ihre Programme mitbrachten und zur Diskussion stellten. Und da es nicht schicklich gewesen wäre, dieses auf dem eigenen Kanal in Ludwigshafen zu tun, wurde das Projekt schwerpunktmässig mit dem Offenen Kanal in Berlin durchgeführt.
Diese Acces-Channels waren in den USA wie in Deutschland dafür eingerichtet worden, um auf lokaler Ebene den demokratischen Prozess zu dokumentieren und zu stützen: Von Übertragungen aus den Stadt- und Regionalparlamenten bis hin zu einer ganzen Reihe von Bürgerplattformen und Vereinen unterschiedlichster Provenienz.
Einen Einblick gibt in den USA das seit 1984 als PDF dokumentierte Film- und Video-Magazin THE INDIPENDENT. [13]. Hier als Beispiel dieser Link zur Timeline des Access-Chanels in Tucson, Arizona, US.
Im Jahr 1992 wurde die NFLCP in die Alliance for Community Media (ACM) überführt, as to recognize the scope to be more than “just cable".
Die Organisation ist in fünf Regionen aufgeteilt [14] und alle treffen sich in diesem Jahr in der Zeit vom 30. Juni bis 2. Juli 2020 im Fairmont Chicago Millenium Park, wo die ACM ihren Jahreskongress abhält.
Sollte es bis dahin ein grünes Licht-Signal für die Befürwortung dieses Vorhabens geben, wäre dies der beste Anlass, um vor Ort das Projekt zu präsentieren und mit den Aktiven die möglichen Standorte und Partnerschaften zu fixieren. Dabei bietet sich an, diese Vorschläge wiederum an Standorte zu koppeln, in denen auch Goethe-Institute angesiedelt sind, wie die POP UPs in Houston, Kansas City, Minneapolis.
6.2.
Eine zweite Antwort bezieht ebenfalls Dialog-PartnerInnen aus den USA mit ein, die insgesamt 16 Mitglieder des Advisory Board in Los Angeles [15]
An jede(n) von ihnen würde in einem persönlichen Gespräch - ggf. auch im Rahmen eines Telefoninterviews - die Frage gerichtet werden, welchen Ort in welcher Community und in welchem Staat sie für besonders geeignet hielten, um dort die Frage nach der Zukunft der Demokratie zu stellen und zu diskutieren.
Auch wenn in beiden Szenarien die Ergebnisse erst im Verlauf dieses Jahres besprochen und fixiert werden können, so ist doch aus logistischen, organisatorischen, aber auch finanziellen Gründen ein gewisser Rahmen zu setzen.
Zeitlich wäre für die Vorbreitungen vor Ort die Zeit von Q1 2021 anzusetzen, etwa von der CES- bis zur NAB-Show. Zu beiden Veranstaltern, der CTA, vor allem aber der NAB, gibt es gute Beziehungen, die über viele Jahre, ja Jahrzehnte aufgebaut wurden. Auf der NAB werden darüber hinaus alljährlich mit einer DCS-Filmcrew an den Messetagen jeweils bis zu 50 Messe-Interviews realisiert, vor Ort geschnitten und als Streaming-Angebote ins Netz gestellt, hier der LINK zur NAB 2019 STREAMING COVERAGE.
Sollte es möglich sein, das hier angestrebte Team von mindestens drei Personen, den Antragsteller eingeschlossen, auf die Reise zu schicken, kann bei einer ausreichenden technischen Ausstattung bereits an den besuchten Orten jeweils ein eigener Bericht in Form eines Video-Blogs erstellt werden. In vielen Fällen ergänzt durch die lokale Berichterstattung vor Ort.
Am Ende dieser Reise könnte dann aus all diesem Material sowohl eine Travel-Series als auch eine ganz besondere Variante eines Road-Movies entstehen. Arbeitstitel "Democracy Revisited" [16]
Eine Reise-Zeit von maximal zwei Monaten und ein final editing und reporting in LA im letzten Monat - inklusive einer eigenen Veranstaltung im Tomas Mann House mit allen Beteiligten - würde den gesamten Aufenthalt auf maximal 6 Monate begrenzen, wobei der Aufenthalt im House auf die ersten drei und dann noch ggf. auf einen abschliessenden Monat begrenzt werden könnte.
8.
Auch nach der Rückkehr nach Europa ist dieses Projekt nicht beendet. Es werden bereits jetzt eine Reihe von Gesprächen mit interessierten Institutionen, Veranstaltern und Broadcastern geführt [17], um sowohl die Ergebnisse dieses Prozesses als auch die Reise-Erlebnisse selber auf beiden Seiten des Atlantiks zu präsentieren. Und damit weitere Vorhaben dieser Art anzuregen.
In Deutschland würde sich dafür der Oktober des Jahres 2021 eignen, der Monat, in dem die ersten Reden von Thomas Mann noch von einem Sprecher der BBC verlesen wurden [18]. Der nächste Termin wäre im April 2022 zu avisieren, 80 Jahre nach dem Fliegerangriff auf die Heimatstadt Lübeck. Und der dritte wäre zur Wiederholung eben jenes Tages, an dem die letzte der Reden von Thomas Mann ausgestrahlt wurde, der 10. Mai 1945, also: 2022.
9.
Ja, natürlich besteht die Bereitschaft, sich nach dieser Reise einzubringen als eine der "55 Voices for Democracy", so wie sie bis dato schon so beindruckend vorgetragen wurden von:
– Francis Fukuyama
– Timothy Snyder
– Ananya Roy
– Jan Philipp Reemtsma [19]
Aber zugleich bestünde der Wunsch, mit der eigenen Stimme und den heute gebräuchlichen medialen Möglichkeiten auch jene zu Gehör zu bringen, die sich bislang kaum in den "klassischen" Medien des Rundfunks haben vernehmen lassen.
In diesem Zusammenhang sei als pars pro toto hingewiesen
– auf die am 17. Februar 2020 von Andi Hörmann in der Sendung "Corso" des Deutschlandfunks besprochene Ausstellung
„Radio-Aktivität“ im Lenbachhaus. Individuum und Kollektiv:
Der Anspruch:
"Sprache nicht als gegeben hinnehmen, sondern neu denken und Formen internationaler Kommunikation schaffen"
– auf die zuletzt für die Zeit ab dem 28. März 2020 avisierte Ausstellung des Literaturhauses München in Kooperation mit dem Thomas Mann House, Paci-fic Palisades // gefördert vom Auswärtigen Amt, Berlin // »DEMOCRACY WILL WIN!«
Thomas Mann.
10.
All das ist erst der Anfang. Dabei gäbe es noch so viel mehr zu sagen, zu tun - und zu fragen [20]. Jetzt aber sind erst einmal Sie gefragt: ja, Sie alle: die Mitglieder der Auswahlkommission, die über die Anträgen entscheiden, ihr, die pals & fellows, aber auch weiterhin Sie, die LeserInnen, ohne deren Ansporn und Zuspruch [quote], aber auch Kritik (Dank besonders dafür) all dieses hier bis dato nicht zustande gekommen wäre.
Rückmeldungen weiterhin gerne: HIER