Einladung ins Café Magnétique

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 21. April 2023 um 02 Uhr 08 Minuten

 

INTRO

Anknüpfend von dem Beitrag vom 24. Januar 2023: Eine (Aus-)Reise nach Paris?! folgen wir heute einer Einladung ins Café Magnétique: "La Prose du Transsibérien" zu einer musikalischen Lesung und Performance Lecture zum Werk von Sonia Delaunay und Blaise Cendrars ( ab 19 Uhr ).

Ein Online-Ticket lässt sich HIER buchen

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„Sag, sind wir weit weg von Montmartre?“

Die Pariser Cafés zur Zeit der École de Paris waren nicht nur ein fester Treffpunkt für die Malerinnen und Bildhauer der europäischen Avantgarde, hier trafen auch verschiedene Kunst¬formen, Malerei und Literatur, aufeinander. Eines der heraus¬ragenden Beispiele für eine solche Begegnung ist La Prose du Transsibérien et la Petite Jehanne de France von 1913. Das kollaborative Buchprojekt zeigt ein Langgedicht des Schweizer Dichters Blaise Cendrars über dessen Reise durch Russland in der Transsibirischen Eisenbahn, den Text umspielen expressionistisch anmutende Illustrationen der Künstlerin Sonia Delaunay-Terk.

Der dritte Teil der Veranstaltungsreihe Café Magnétique widmet sich Cendrars und Delaunay-Terks Künstlerbuch und den vielfältigen Momenten des Austausches und der Zusammen¬arbeit innerhalb der École de Paris. In einer Lecture Performance erkundet die Kuratorin Shelley Harten gemeinsam mit den Live-Zeichnerinnen Tiziana Beck und Johanna Benz von graphicrecording.cool [1] , der Schauspielerin Marina Frenk und dem Drummer Max Andrzejewski das Ineinandergreifen von Migration, Avantgarde und künstlerischen Netzwerken im Paris des frühen 20. Jahrhunderts.

Die Caféhäuser von Paris fungierten als täglicher Begegnungsort und Treffpunkt, oft auch als erster Anlaufpunkt für Neuankommende. Sie waren Wohn- und Arbeitszimmer vieler Künstler*innen, und wesentlich für die Selbstorganisation der Migrant*innen in einer neuen, fremden Umgebung: über die Cafés wurden Kontakte geknüpft, Zimmer vermittelt, Atelierplätze gefunden, Ausstellungen vorbereitet. Berühmte Pariser Cafés wie das Café de Dôme im Montparnasse waren Dreh- und Angelpunkt der migrantisch und nicht zuletzt jüdisch geprägten Kunstszene, die bald unter dem Namen „École de Paris“ bekannt wurde. Die Reihe „Café Magnétique“ lässt die Pariser Cafés im Glashof des JMB wiederaufleben und lädt bei Essen und Getränken zum Ideenaustausch über die „École de Paris“ ein.

Die Veranstaltung ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung Paris Magnétique. 1905–1940.

PENDANT

’Es’ geschieht alles gleichzeitig: Auf der Rampe sprechen jeweils im Wechsel zwei Frauen die Texte. Eine von ihnen wird bei ihrer Lesung immer durch den Schlagzeuger begleitet.

Hinter ihnen tauchen auf der Leinwand immer wieder die Projektionen neuer Bilder auf, die peu à peu in schneller Folge live auf der Bühne entstehen.

Entweder auf Papier, oder auf einem Notepad.

POST

Es gibt eine Einladung zum Wein und zum Gespräch. Die Chefin des Hauses fragt, wie diese Performance bei mir angekommen sei. Wie gut, dass für den Besuch dieser Veranstaltung vorab kein Kontakt mit der Pressestelle aufgenommen worden war. So war es möglich einfach nur zu erzählen, was jetzt – anstatt einer Rezension – auch an dieser Stelle hier nochmals wiedergegeben werden kann.

Es geht um das Aufkeimen und die Verflechtung der schon an sich komplexen Performance mit einer Reihe von eigenen, ebenso aufeinander bezogenen Reflexionsebenen:
> der Rückblick auf die vielen Lebensjahre in Paris,
> die Erinnerungen an die eigene Fahrt mit dem ’Transsib’, schon in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, von Peking über Moskau bis nach Berlin und Paris,
> die Begleitung der Sprecherinen mit Bezug auf die eigenen Arbeit vor dem Mikrophon,
> die Beobachatung des Schlageugers im Rückspiegel der eigenen Ausbildung und Praxis an einer solchen "Schiessbude".

WS.

Anmerkungen

[1bei denen auch die Bildrechte für alle auf dieser Seite abgelichteten Zeichnungen liegen


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