Es ist wirklich erstaunlich zu erfahren, was geschieht, wenn einmal die schon über eine Strecke eingeübten Erwartungshaltungen - aber auch die eigenen Vorgaben - nicht erfüllt, oder sogar ausser Kraft gesetzt werden.
Daher muss dieser Tag zunächst dafür herhalten, nochmals darüber zu reflektieren und dann auch darüber zu berichten:
0. "Ich"
In den all-täglichen Beiträgen seit Beginn des Jahres 2004 - so die oben auch auf dieser Seite angezeigte Expertensuche - taucht das Wort ich ganze 23 Mal auf.
Das mag im ersten Moment erstaunen, ist aber das Ergebnis einer bis jetzt offensichtlich konsequenten Strategie, in den eigenen Texten das Ego zumindest nicht in dieser so offenkundigen Weise vorzuführen.
Und selbst diese Zahl ist noch ’hochgerechnet’. So wird in dem letzten in dieser Liste aufgezeigten Beitrag Copilot + PC auch das Wort "sich" mitgezählt. Wird in der Tat dann nochmals nur nach dem "ich" in Reinform gesucht, wird kein einziger Treffer vermeldet [1].
1. Todesmeldungen
Anlass für diese Zeilen vom Vortag waren die Nachrichten vom Tod von mehreren Menschen, die sich im Kulturbereich einen Namen gemacht hatten. Die Bekanntesten waren Peter Bichsel - für das eigene Schreiben als Meister der kurzen Form und klaren Sprache ein Vorbid und AnNaR - deren für dieses Jahr mit ihrer Band vorbereitete "Königin Tour" [2] nun in den Sternen steht.
Wenn Du wer warst,
wird Dein Tod eine Nachricht wert sein;
vielleicht sogar einen Nachruf und/oder
ein Gespräch mit jemandem, die/der Dich gut kannte?
2. ÜberLebensLuxus
Das hier illustrierte Szenarium des nächtlichen Ganges zum Kühlschrank geht über die innere AnFrage nach einem möglichen SuchtVerhalten weit hinaus. Selbst die Frage nach der Lebenslust oder der Belohnung nach einem langen Arbeitstag trifft nicht den Kern. Es geht vielmehr um den Bericht einer der von der Hamas entführten Geisl, die während der Gefangenschaft in lichtlosen Keller- und Tunnelräumen so mangelhaft ernährt worden war, dass sie Tag und Nacht davon geträumt habe, was für ein Luxus es wäre, die Tür eines Kühlschranks zu öffnen, um von dort auch nur das Einfachste vom Einfachen entnehmen und sich damit verpflegen zu können.
Aber, weil ich noch wer bin,
beende ich diesen Tag mit diesen Zeilen,
fische mir aus dem Kühlschrank mein Lieblingseis,
den Genuss mit einem Schlückchen Rum begleitend.
3. ZukunftsUnGewissheit
Diese nachfolgenden Zeilen zu schreiben, war der schwerste Vorgang. Immer wieder kam die Frage auf, was wäre, wenn das jetzt die letzten Zeilen gewesen wären, falls der Tod in dieser Nacht das eigene Leben beendet haben würde.
Dabei hatte sich diese Frage wahrlich nicht zum ersten Mal gestellt. Sie gibt auch immer wieder Kraft, weiterzumachen, um noch gesetzte Aufgaben und Ziele erreichen zu können. Und doch hinterliessen diese Zeilen eine selbst verursachte Gänsehaut. Kompensiert mit der Entscheidung, am nachfolgenden Tag, wenn es ihn zu erleben gäbe, nochmals auf diesen Text - und die Reaktionen darauf - zu schauen. Und dafür einzustehen.
Wenn ich mich jetzt zu Bett lege,
erinnere ich mich verblasster Traumfetzen
den IrrWitzen wiedererweckten Lebens
aus den Nächten von vor aller Tagen Ende.